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Tonscherben
Bildquelle: pixabay

Der Schatz im Acker

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Wer würde nicht gerne einen Schatz finden? In der Bibel erzählt Jesus von einem Mann, der in einem Acker einen Schatz entdeckt. Daraufhin verkauft er seinen ganzen Besitz, um mit dem Erlös dann diesen Acker zu kaufen. (vgl. Matthäusevangelium 13,44)

Noch heute muss ich grinsen, wenn ich an dem Acker vorbei radle

So etwas wäre mir zwar nicht in den Sinn gekommen, ganz so euphorisch war ich nicht über meinen Ackerfund …. Aber noch heute muss ich jedes Mal grinsen, wenn ich auf meinem Weg zur Arbeit an diesem einen Acker vorbei radle. Und eigentlich lache ich dabei über mich selbst und meine Fantasie.

Da sah ich diese Tonscherben auf dem Acker

Aber der Reihe nach: Vor einer Weile war ich im Museum in einer Ausstellung über die Kelten in unserer Gegend, in Hessen; eine faszinierende Ausstellung, zumal ja auch im Norden Frankfurts schon einige keltische Gräber entdeckt worden sind. Und dann sehe ich auf dem Heimweg von der Arbeit diese Scherben auf dem Acker, nicht weit weg vom Weg … und die sahen denen im Museum schon sehr ähnlich: die bräunliche glänzende Lasur, die zweifarbige Tonschicht, die leichte Wölbung. Die Scherben, die da lagen, könnten zum Beispiel Teil einer größeren Amphore sein, habe ich gedacht.

Vielleicht war darunter ja eine ganze Grabhöhle verborgen

So schnell wird man also zur Hobby-Archäologin! Und es passte alles zusammen: Dort wo die Scherben lagen, wuchsen die Sonnenblumen auf dem Acker nur spärlich. Vielleicht, so dachte ich, war darunter ja eine ganze Grabhöhle verborgen. Jedenfalls habe einige besonders schöne Scherben mitgenommen, daheim vorsichtig leicht gesäubert und dann mit Angabe des Fundorts, meinem Namen und der Mailadresse an der Museumskasse abgegeben.

Keine keltischen Scherben, sondern ein handelsübliches Abwasserrohr

Nach ein paar Wochen kam dann die Antwort einer Museumsmitarbeiterin, sinngemäß etwa so: Sehr geehrte Frau Maschke, danke für die Fundstücke, die Sie bei uns abgegeben haben. Es handelt sich dabei nicht um keltische Scherben, sondern um Teile eines noch heute handelsüblichen Abwasserrohrs – und dann folgte der Link zu einem Baumarkt-Artikel.

Da hat mir meine Fantasie wohl einen Streich gespielt

Der sehr freundlich und höflich verfasste Brief endete mit der Frage, ob ich meine Fundstücke wieder zurückhaben wollte oder ob sie sie einfach entsorgen könnten. Ein Abwasserrohr! Und die Museumsfrau hat wirklich Humor bewiesen. Da haben mir meine Fantasie und die Freude am Suchen und Finden wohl einen Streich gespielt.

Mit offenen Augen entdeckt man auch andere Schätze

Das heißt aber für mich nicht, dass ich meine Neugier und den Spaß bei der Spurensuche damit aufgeben würde. Mit offenen Augen durch die Welt zu gehen fördert ja manchmal ungeahnte Schätze zutage, auch solche, die nicht im Acker liegen: interessante Begegnungen und Ideen, im besten Fall sogar neue Lebensperspektiven.

Der Schatz als Bild für das Himmelreich

Und irgendwie bin ich damit doch wieder nah dran am Gleichnis vom Schatz im Acker, das Jesus erzählt hat: Der Mann, der den Schatz im Acker entdeckt hat, vergräbt ihn ja wieder und verkauft daraufhin seinen ganzen Besitz, um den Acker mit dem Schatz zu kaufen. Für Jesus ist der Schatz ein Bild für das Himmelreich. Einmal entdeckt, ist es so verlockend, dass es sich lohnt, sich ganz und gar drauf einzulassen.

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