Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Barbie
Bild: Pixabay / Sandra Gabriel

Barbie

Katrin Wienold-Hocke
Ein Beitrag von Katrin Wienold-Hocke, Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel
Beitrag anhören:

Das ist aber eine schöne Barbie – Sechs Jahre alt, ungefähr, ist die Tochter meiner Freundin, als sie das erste Mal ein Skelett sah und diesen Satz sagt. Er macht sofort die Runde.

Ein Skelett ist eine schöne Barbie. Das war natürlich Wasser auf die Mühlen der strengen Mütter, die Barbies ablehnen. Die Magersucht droht, wenn die Töchter mit diesen Puppen spielen, weil sie unnatürlich dünn sind.

Wie Barbies plötzlich zu unserem Haushalt gehörten

Meine eigene Mutter hat in den 60er Jahren schon Barbies abgelehnt, darum kam es für mich nicht in Frage, meiner eigenen Tochter eine Barbie zu schenken. Aber eines Tages kam eine Kollegin und brachte viele schöne Kleider in Rosa, mit Glitzer und passenden Handtäschchen, gleich mehrere Barbies und Kens, weil ihre eigene Tochter aus dem Puppenalter rausgewachsen war. Schon gehörten sie zu unserem Haushalt.

Was diese Puppen auszeichnet

Die Barbies in unserer Kiste hatten ein makellos schönes Gesicht, lange Haare, wenn sie nicht schon abgeschnitten waren und viele einzelne Hacke-Pumps. Der Kittel einer Krankenschwester war der einzige Hinweis, dass erwachsene Frauen vielleicht noch andere Dinge tun, als sich schön anziehen, für die Party oder fürs Schwimmbad. Meine Tochter sollte sich lieber an Pippi Langstrumpf orientieren mit ihrer wilden Freiheit, die löchrigen Schuhe und den rutschenden Strumpf von mir aus eingeschlossen.

Barbies und Kens wandelten sich im Design

Der amerikanische Hersteller der Barbies hat auf die vielstimmige Kritik gehört und die Puppen diverser gemacht. Jetzt gibt es verschiedene Hautfarben und kleine mollige Barbies, eine im Rollstuhl, viele auf Sneakers und Berufskleidung aller Art.

Auch Ken, der immer eine Nebenrolle spielt, hat Wandlungen durchlaufen. Er ist vom blonden Athleten zum attraktiven Partner in vielerlei Gestalt geworden. Aber auch der dunkelhaarige Ken mit der Prothese sieht aus, als hätte er gerade eine Goldmedaille bei den Paralympics geholt.

Barbie wurde zur Freundin der Tochter

Ich bin versöhnt mit Barbie. Seit dem Abend, als ich zum Gute-Nacht-Sagen ins Kinderzimmer kam und Barbie und Ken mit auf dem Kopfkissen lagen, einander zugewandt und in einem innigen geflüsterten Gespräch im Rollenspiel. Ein sehr intimer, liebevoller Moment.

Barbie, das habe ich damals verstanden, war zu einer Freundin geworden. Da gehört es sich nicht, auch und vor allem nicht für Mütter, am Aussehen oder der Kleidung rumzumäkeln. Die Beziehung macht sie schön und kostbar.

„Mäkel nicht an meiner Freundin rum“

„Mäkel nicht an meiner Freundin rum“. Der Barbie-Film in diesem Sommer ist ein Fest der Barbie-Freundschaft.

Mein Urteil ist oft schnell gefallen, über Puppen, Menschen und auch mich selbst, wenn ich sehe, wie die sich anzieht und aussieht. Ich glaube, dass ich Gottes Einspruch höre, wenn mir das wieder einfällt: „Mäkel nicht rum, das ist meine Freundin“.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren