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Auf dem Kamm blasen
Bild: pexels / Vie Studio

Auf dem Kamm blasen

Katrin Wienold-Hocke
Ein Beitrag von Katrin Wienold-Hocke, Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel
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Man nehme einen Kamm und ein Stück Butterbrotpapier, schon kann es losgehen. Auf dem Kamm blasen.

Das hat geklappt, mit ein bisschen Übung.

Ich habe das ewig nicht gemacht. Zugegeben, große Kunst ist das Ergebnis nicht, aber es macht mir so viel Spaß! Vielleicht, weil ich nicht pfeifen kann, auch mit viel Übung kriege ich einfach den Bogen nicht raus.

Sich unnütze Künste vorführen - ein Riesenspaß

Bei Kindergeburtstagen und an regnerischen Nachmittagen haben wir uns gegenseitig solche unnützen Künste vorgeführt. Eine Freundin konnte mit der Zunge ihre Nasenspitze erreichen und unglaublich viele Bierdeckel in den offenen Mund stecken. Den Ehrgeiz, damit ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen, hatten wir damals nicht. Das war wohl überhaupt der Reiz dieser Spiele. Es gab keinen ehrgeizigen Wettbewerb, da ging es nicht um Punkte oder Ergebnisse, das war die reine Spiel- und Entdeckungsfreude. Was ich alles kann, und was du alles kannst…unglaublich.

Dankbar sein für die Möglichkeiten, die mir geschenkt sind

Bei Kleinstkindern ist das schön zu beobachten, wie sie ganz versunken mit ihren eigenen Fingern und Zehen spielen, wie sie Töne machen, mit den Lippen blubbern und erforschen, was sie alles können.

Ich danke dir, Gott, dass ich wunderbar gemacht bin (Psalm 139,14). Dieses Psalmgebet fällt mir ein, weil es auch zugleich selbstbewusst und selbstvergessen ist. Da geht es nicht drum, mehr zu können oder zu leisten als andere. Es geht um all die Möglichkeiten, die mir geschenkt sind. Und andern auch, ganz andere Möglichkeiten vielleicht. Ein Wunder und ein Grund, dankbar zu sein.

Erwachsen werden und weiterspielen

Erwachsen werden und weiterspielen, das ist es. Jedes Jahr wieder freue ich mich deshalb auf diese Adventsfeier: in der Baunataler Stadthalle feiern Bewohnerinnen und Beschäftigte, Angehörige und Mitarbeitende einer diakonischen Einrichtung mit einem großen Bühnenprogramm. Die Halle bebt, wenn ein Werkstattleiter Rocksongs singt und die Trommelgruppe auftritt. Poppig geht es auch zu, mit Szenen und Kostümen. Mein Star ist ein junger Mann mit Glitzersakko, einem eleganten Hüftschwung und unglaublicher Bühnenpräsenz. Seine Begeisterung ist mitreißend, ein Glitzern und ein Staunen nehme ich mit in meinen Alltag.

Was für den Alltag stärkt

Ja Musik machen und Sport ohne Verbissenheit, Malen oder Torten verzieren, das tut einfach gut. Mir hilft es für den Alltag, in dem so viel Nützliches und Notwendiges erledigt werden muss und immer neue Krisen bewältigt.
Es hilft mir, die Möglichkeiten zu sehen, große und kleine Wunder zu entdecken.
 

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