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Rucksackreisender
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Weltenbummler

Dr. Susanne Nordhofen
Ein Beitrag von Dr. Susanne Nordhofen, Ehemalige Leiterin eines katholischen Gymnasiums in Königstein/Taunus
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„Die zwei Gesellen“ heißt ein Gedicht von Joseph von Eichendorff. Es geht um zwei junge Leute, die das Elternhaus verlassen. Sie sind enthusiastisch und voller Ideale und ziehen, so heißt es, „jubelnd in die hellen, klingenden, singenden Wellen des vollen Frühlings hinaus.“ Die beiden wollen versuchen, etwas „Rechtes“ mit ihrem Leben anzufangen.

In der fernen Welt herausfinden, wo ich hin will

Auch bei uns planen viele junge Leute nach der Schule, die neue Freiheit auszuprobieren. Irgendwie wollen sie sich auch vom Elternhaus abnabeln. Manche müssen sich erst einmal klar werden, welchen Beruf sie ergreifen möchten und welche Ziele sie sich für ihr Leben setzen wollen. Ich kenne das auch von unseren drei Kindern, die nach dem Abitur längere Zeit im Ausland verbracht haben. Und wir als Eltern mussten auch lernen, uns abzunabeln.

Mit 50 Euro in der Tasche um die Welt gereist

Ich hab damals das Buch eines jungen Weltenbummlers gelesen, Christopher Schacht, der nach dem Abitur mit nur fünfzig Euro in der Tasche rund 100.000 Kilometer um die Welt gereist ist. Er hatte keine Kreditkarte dabei, keine Flugtickets oder andere Rückversicherungen. Zu Fuß, als Anhalter oder auf Segelschiffen war er in 45 Ländern unterwegs. Abenteuerlich hat er sich als Goldwäscher, Schleusenwart, Hilfsmatrose durchgeschlagen. Es hat auch gefährliche Situationen gegeben, aber letztlich hat er überall menschliche Gemeinschaften gefunden, die ihn willkommen hießen.

Sehr unterschiedliche Lebensentwürfe

Die beiden Gesellen im Gedicht von Eichendorff erleben auf ihren Reisen in die Welt ganz Gegensätzliches. Der eine heiratet sehr früh und setzt sich ins gemachte Nest. Mit Frau und Kind führt er zwar ein behagliches Leben, aber insgeheim guckt er sehnsüchtig aus dem Fenster in die weite Ferne. Vielleicht hat er sich zu früh zufrieden gegeben? Der andere stürzt sich in ein ausschweifendes Leben. Er lässt nichts aus. Irgendwann hat er den richtigen Moment verpasst, sich zufrieden zu geben und dann ist es zu spät; er bleibt isoliert und einsam zurück. Im Gedicht nehmen beide Lebensreisen der Gesellen kein wirklich gutes Ende. Von ihren Idealen ist quasi nichts übrig geblieben. Deswegen endet es auch mit einem resignierten Stoßseufzer des Dichters: „Ach Gott, führ uns liebreich zu dir.“

Um viele außergewöhnliche Erfahrungen bereichert zurückgekehrt

Ganz im Gegensatz dazu der junge Christopher Schacht, der mit fünfzig Euro um die Welt reiste. Er blieb nirgendwo hängen, sondern kehrte nach viereinhalb Jahren um viele außergewöhnliche Erfahrungen bereichert nach Hause zurück. Er hat auf der langen Reise nicht nur seine spätere Frau kennengelernt, sondern auch eine ganz neue innere Beziehung zu seinem verschütteten christlichen Glauben wiedergefunden. Er hat ihn auch in existentiellen Gefahren unterwegs begleitet. Das war für ihn eine überraschende und schöne Erfahrung.

Seinen Glauben, der ihn vor Gefahren bewahrt hat, unterwegs gefunden

In einem Interview hat er das so ausgedrückt: „Glaube ist nicht nur ein Gefühl, aber in allererster Linie ist es eine Entscheidung, sich darauf zu verlassen und das ist so ein Miteinander. Wenn ich erstmal diesen Schritt darauf zumache, dann kommt auch ganz viel wieder zurück.“

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