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Zukunft braucht Erinnerung
Bild: Pixabay / Pexels

Zukunft braucht Erinnerung

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin, Marburg
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Heute zeigt Deutschland Flagge. An allen öffentlichen Gebäuden werden die Fahnen gehisst zur Erinnerung an den 20. Juli 1944. Vor 79 Jahren verübte Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler.

Das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944 und seine Folgen

Das Attentat wurde vereitelt. Der Umsturz scheiterte. Noch in derselben Nacht wurden er und weitere Widerstandskämpfer hingerichtet. Hunderte Männer und Frauen, die im Widerstand aktiv waren und ihre Familien hat die Gestapo festgenommen und verurteilt. Sie wurden ermordet oder in Konzentrationslager gebracht. Der Tag heute erinnert an ihren Mut und an ihre Entschlossenheit. Sie haben versucht, „dem Rad in die Speichen zu fallen“. Sie wollten Hitler töten, um das Töten Unschuldiger zu beenden. Leider erst spät und ohne Erfolg. 

Erinnern für die Zukunft

„Zukunft braucht Erinnerung“ ist das Motto eines Arbeitskreises. Er setzt sich mit den Themen Nationalsozialismus, Antisemitismus und Holocaust auseinander und ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Erinnern für die Zukunft. Das ist gut biblisch und gehört im Kern zu unserer jüdisch-christlichen Tradition. „Warum ist dieser Abend anders als alle anderen?" fragen die Kinder beim jüdischen Pessachfest. Und dann wird an die alte Geschichte erinnert: „Weil wir Sklaven des Pharao in Ägypten waren und Gott uns befreit hat.“ Sie erinnern sich an die Zeit, als sie unterdrückt wurden. Diese Erinnerung macht sensibel dafür, wie kostbar ein Leben in Freiheit ist. 

Recht auf Widerstand - ein Teil des Grundgesetzes

Das Recht auf Widerstand ist Teil unseres Grundgesetzes geworden. Wenn die staatliche Ordnung in Gefahr ist, ersetzt das Recht auf Widerstand die Pflicht zum Gehorsam. (Artikel 20, Absatz 4) Gut, wenn wir uns auch daran erinnern. Widerstand wird bei uns bisweilen nicht gut angesehen. Weil er stört. Die Ordnung und das Denken. Aber dieses Recht ist ein wichtiger Baustein unserer freiheitlichen Grundordnung. Auch deshalb denken wir an die Männer und Frauen des Widerstands im 3. Reich.

Erinnern, um wach zu bleiben und mitzuwirken an Demokratie 

Nicht im Sinne eines Heldengedenkens. Sondern im Blick auf uns selbst. Damit wir wach sind für die Gegenwart. Erkennen, was vor sich geht und aktiv mitwirken an der Gestaltung unserer Zukunft. Diese Zukunft braucht Erinnerung. Gedenktage wie heute. Eine gemeinsame Vision für die Welt, in der wir leben wollen. In einer freien Gesellschaft, mit Religionsfreiheit, mit dem Recht, seine Meinung zu vertreten. Und eine offene und ehrliche Auseinandersetzung über den Weg dorthin. 

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