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Ein tapferer Triangelspieler
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Ein tapferer Triangelspieler

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vor kurzem hab ich mich mit ein paar Freunden über Alltagshelden in Büchern, Songs oder Filmen unterhalten. Also über die Art von Helden, die nichts Spektakuläres tun. Und die man trotzdem irgendwie respektiert. Oft mit einem Schuss Mitgefühl. Neugierig hab ich in meinem Gedächtnis mal ganz bewusst nach solchen „Helden der zweiten Reihe“ gekramt. Und auf einmal geschmunzelt: Mir ist wieder ein besonders skurriler und anrührender Alltagsheld eingefallen. 

Dennoch darf er nicht nach Hause

Dieser Held ist ein Triangelspieler. In dem Fall ein Berufsmusiker, der im Orchester die Triangel spielt. Ihm hat der Kabarettist Georg Kreisler einen Song gewidmet. Ich find: Das Lied ist zu Recht ein Klassiker. Denn Kreisler schlüpft ebenso augenzwinkernd wie einfühlsam in die Rolle dieses kleinen Rädchens im großen Orchestergetriebe. Wir befinden uns mitten in einer Opernaufführung. Melancholisch seufzt der Triangelspieler: Wieder einmal spielt er nicht gerade die erste Geige. Sondern nur eine winzige Nebenrolle. Bis zur Seite 89 in der Partitur hat er gar nichts zu melden. Dann darf er ein leises „Pling“ ertönen lassen. Auch im weiteren Verlauf des Operngetöses ist es ihm nur ab und zu gestattet, zaghaft „Pling“ zu machen. Dennoch darf er nicht nach Hause. Er muss pflichtbewusst die Stellung halten. Denn letztlich ist er eben doch unentbehrlich. 

Ohne dafür Beifall zu bekommen...

Wenn ich jetzt an das Lied denk, seh ich auch in meinem Alltag ziemlich viele Leute, denen es so geht wie dem Triangelspieler: Sie stehen in unspektakulären Jobs ihre Frau oder ihren Mann. Erledigen Wichtiges, ohne dafür viel Beifall zu bekommen. Obwohl sie das mehr als verdient hätten. Ob das nun im Supermarkt oder im Bus ist: Ich möchte gerade jetzt in der Hektik vor Weihnachten ihnen gegenüber besonders freundlich und respektvoll sein. 

Mit einem Schuss Humor und Selbstbewusstsein

Außerdem kann ich mich auch selbst in den tapferen Triangelspieler hineinversetzen, der allen Widrigkeiten zum Trotz seinen Job macht. Denn ich muss ja auch ziemlich oft etwas Wichtiges erledigen, für das es keinen Applaus gibt. Zum Beispiel aufräumen und putzen. Aber auch im Beruf Organisationskram machen. Wenn ich jetzt an Kreislers Triangelspieler denk: Dann kann ich solche Dinge wieder mal mit einem Schuss Humor und mehr Selbstbewusstsein angehen.

 

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