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Teil von etwas Großem
Bild: Gerd_Altmann_pixabay

Teil von etwas Großem

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Im Frankfurter Historischen Museum ist gerade eine Ausstellung mit den Fotos von Barbara Klemm zu sehen. „Frankfurt Bilder“ heißt sie. Die Fotografin Barbara Klemm ist vielen bekannt, weil sie über 35 Jahre, von 1970 bis 2005, für die FAZ fotografiert hat -mit ihrem eigenen Stil und einem besonderen Blick auf die Geschehnisse. Sie lebt auch heute noch in Frankfurt.

Die Bilder lotsen viele Menschen zu den eigenen Erinnerungen

Die Bilder im Historischen Museum haben zwar mit Frankfurt zu tun, sie zeigen aber Momente der Zeitgeschichte, die über die Stadt hinaus gehen. Ich habe diese Ausstellung zusammen mit einem Freund besucht, und wir sind vor den Bildern selbst ins Erzählen gekommen. Und ich glaube, so ist es nicht nur uns ergangen. Die Bilder lotsen viele Menschen zu den eigenen Erinnerungen.

Demos gegen den Ausbau der Startbahn-West

Wir standen zum Beispiel vor den Fotos der Auseinandersetzungen rund um die Startbahn-West am Frankfurter Flughafen. Ich war damals noch zu jung, um bei den Demos dabei zu sein. Aber was habe ich einen meiner Gruppenleiter bewundert, der regelmäßig im Hüttendorf war, oder die Großen aus dem Schulchor, die uns in den Pausen die Widerstandslieder der Demos beigebracht haben.

Landen die Fotos von den heutigen Demos auch in einer Ausstellung?

Ich muss an die Demonstrationen und Kundgebungen der letzten Wochen gegen Gewalt, Rassismus, Rechtspopulismus denken. Zweimal war ich bewusst dabei – und ich ertappe mich bei der Frage, ob die Fotos davon auch irgendwann in einer Ausstellung landen.

Ja, so sah das damals aus

Dann sind wir in der Ausstellung zu Bildern von Menschen gekommen, denen ich auch schon begegnet bin, oder von Orten, an die ich mich genau erinnere. „Ja, so sah das mal aus, da bin ich doch oft mit der Straßenbahn vorbeigefahren.“

Und plötzlich fühl‘ ich mich wie ein Teil der Geschichte

Und dann ist es auf einmal da: das Gefühl, Teil von Geschichte, Teil eines größeren Ganzen, zu sein. Das fühlt sich irgendwie schön und erhebend an, aber auch fordernd – schwer zu beschreiben.

Lerne was, aus persönlichen Erfahrungen

Einige Male schon habe ich so etwas Ähnliches gespürt, zum Beispiel wenn ältere Menschen mir persönliche Erfahrungen aus ihrem langen Leben anvertraut haben. Ich habe dann gefühlt: Da hast du etwas Kostbares geschenkt bekommen, vergiss es nicht, mach was draus.

Ein ähnliches Gefühl habe ich in meinem Glauben

Und auch wenn das ein bisschen merkwürdig klingt: Ich kenne so ein ähnliches Gefühl auch in meinem Glauben, und zwar dann, wenn es um das Reich Gottes geht. Jesus spricht ja viel vom Reich Gottes, er verkündet und er lebt es – in der Art, wie er Menschen begegnet, wie er sie heilt und befreit. Ein Reich voller Gerechtigkeit, Frieden, Barmherzigkeit und Nächstenliebe, das Projekt Gottes. Das begeistert mich.

„Ein Stein in Gottes Mosaik“

Und ich bin überzeugt davon, dass Gott uns Menschen, also auch mich, dabeihaben will bei diesem Projekt. Wir können das uns Mögliche dazu beitragen, dass es menschlicher, gerechter und friedlicher zugeht in der Welt. Was für ein Anspruch! „Ein Stein in Gottes Mosaik“ schreibt Edith Stein. Ehrfürchtig nehme ich da dieses Gefühl wahr, mit meinem eigenen Leben Teil von etwas viel Größerem zu sein.

Selbst etwas zu einer friedlicheren Welt beitragen

Ich gebe zu: Manches in der Weltgeschichte würde ich gerade lieber nicht miterleben müssen. Es macht mir Angst und Sorge. Der Krieg in der Ukraine zum Beispiel tobt heute, am 24. Februar, schon genau zwei Jahre. Deshalb werden heute Nachmittag in Frankfurt viele Menschen für einen Waffenstillstand und neue Friedensverhandlungen demonstrieren. Ich denke, ich werde dabei sein.

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