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Erst denken, dann reden…

Erst denken, dann reden…

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute feiert die Kirche das Andenken an einen faszinierenden Heiligen: Der Theologe Johannes vom Kreuz schrieb vor rund 500 Jahren sehr tiefsinnige Texte über die Rätselhaftigkeit Gottes. Mich haben sie immer wieder begeistert. Allerdings brauche ich für solche gedanklichen Herausforderungen einen freien Kopf. Im Augenblick ist aber bei mir Alltagsmodus angesagt. Tausend Sachen muss ich vor Weihnachten erledigen. Ich bin wirklich eng getaktet. 

Ein ganz schlichter und eindringlicher Rat

Aber ich werde heute trotzdem an Johannes von Kreuz denken. Mir ist nämlich ein ganz schlichter und eindringlicher Rat von ihm wieder eingefallen. Er meinte: Für ein christliches Leben sei entscheidend, seine „Zunge zu beherrschen“. Also vor dem Reden immer erst mal nachzudenken. Um niemanden zu verletzen oder für Chaos zu sorgen. Dann fügt der berühmte Theologe noch hinzu: Das sei viel wichtiger als irgendwelche strengen Fastenrituale bei Wasser und Brot. 

Diesen Rat finde ich gerade jetzt im Vorweihnachtsrummel sehr aktuell.

Das führt zu unnötigem Ärger

Denn die Regel „Erst denken, dann reden“: Die hab ich in Stress-Situationen wie jetzt definitiv zu wenig im Blick. Bei der Arbeit bekomm ich gerade viel zu schnell eine Bemerkung in den falschen Hals. Und schieße dann gleich mit einem bissigen Spruch zurück. Das führt zu völlig unnötigem Ärger. Und ich muss mühsam Scherben kitten. 

Außerdem hab ich gerade das Gefühl im Nacken: Ich muss tausend Dinge gleichzeitig erledigen. Und bin entsprechend hektisch. Das führt ebenfalls dazu, dass ich oft erst rede – und dann denke. Bei wichtigen Absprachen drücke ich mich unklar aus. Und das führt zu Organisations-Kuddelmuddel. Letztlich komme ich dann keinen Millimeter voran. Obwohl ich viel Wind gemacht hab.  

Ein ziemlich praxisnaher Alltagscoach

Ich will daher einfach mal das Prinzip „Erst denken, dann reden“ als Trainingsplan für die nächsten Wochen nutzen. Mir gerade in stressigen Momenten Zeit nehmen. Und bei eingebildeten oder realen Provokationen nicht gleich in den verbalen Boxring steigen. So gesehen, ist der heilige Johannes vom Kreuz für mich ein ziemlich praxisnaher Alltagscoach.

 

 

                         

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