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Ein guter Blick für Glücksmomente
Bild: Pixabay

Ein guter Blick für Glücksmomente

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vierblättriger Klee ist ja ein altes Glücksymbol. Aber ich hab mich damit nie wirklich beschäftigt. Bis ich in diesem Sommer auf einen echten „Glückspilz“ in Sachen „Glücksklee“ gestoßen bin: Mit ein paar Bekannten bin ich wandern gewesen, und wir haben auf einer Wiese gepicknickt. Dort hat uns eine Frau aus unserer Gruppe mit einer faszinierenden Fähigkeit überrascht: Sie ist ein paar Schritte um unsere Picknickdecke spaziert und hat ein halbes Dutzend vierblättrige Kleeblätter aus der Wiese gepflückt. In bloß ein paar Minuten. Und offenbar mühelos. 

Jetzt sind wir auf die Suche gegangen

Wir anderen sind neugierig geworden: War die Wiese eine botanische Sensation? Jetzt sind wir auch auf die Suche gegangen. Wir liefen allerdings ziemlich erfolglos kreuz und quer. Unsere Bekannte blieb mit ihrem Kleeblatt-Sträußchen auf der Decke sitzen. Und hat sich über unsere Aktion amüsiert. Dann hat sie erklärt: „Ich hab einfach schon immer einen Blick für vierblättrige Kleeblätter. Keine Ahnung, warum“. Auf dem Rückweg hat sie auf unsere Bitte hin weitere vierblättrige Kleeblätter gesucht. Und noch jede Menge entdeckt. Jetzt hat sie aber keines mehr gepflückt. Sondern nur noch auf ihre Fundstellen gezeigt. 

Ein Teil der christlichen Mythologie

Ich hab dann zuhause nachgelesen: Beim echten Klee sind vierblättrige Exemplare wirklich selten. Nur jedes tausendste ist vierblättrig. Unsere Mitwanderin hat also ein extrem gutes Auge für diese Ausnahmepflänzchen. Vierblättrige Kleeblätter sind zwar auch ein Teil der christlichen Mythologie: Angeblich soll Eva eines als Andenken aus dem Paradies mitgenommen haben. Ich glaub aber nicht, dass diese Blätter irgendeine übernatürliche Wirkung haben. 

Auf kleine Dinge zu achten

Trotzdem hat mich dieses Erlebnis beeindruckt. Ich denk seitdem immer wieder mal: Unsere Mit-Wanderin kann für mich in Sachen Glückssuche durchaus so etwas wie ein Vorbild sein. Nicht weil sie sich (zumindest im Sommer) jederzeit Glücksbringer besorgen kann. Sondern weil sie die Gabe hat, genau hinzusehen. Auf kleine Dinge zu achten. Und sie wertzuschätzen. So entstehen Glücksmomente. Das möchte ich in meinem Alltag auch tun. Ich stell mir vor: Das kann ein schöner Sonnenaufgang auf dem Weg zum Einkaufen sein. Oder eine nette Geste von einem Kollegen. Daher bin ich sicher: Das funktioniert ganz ohne Kleeblätter. Und daher im Winter genauso gut wie im Sommer.

 

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