Rassismus - auch in der Kirche
Meine Nichte meint: Du musst mal was zum Thema Rassismus sagen. Recht hat sie, nur was? Ich habe persönlich keine Erfahrung mit Rassismus. Ich sehe so aus und spreche, wie die meisten anderen Menschen um mich herum. Ich falle nicht weiter auf. Aber ich habe Rassismus beobachtet. Und von bitteren Erfahrungen gehört.
Formen des Rassismus
Vermeintlich harmlose Sprüche und Witze haben manchmal einen rassistischen Kern. Es sind unachtsame Worte, die verletzen. -Bei Bewerbungen um einen Job oder eine Wohnung spüren Menschen mit Migrationshintergrund oft die Benachteiligung. Und noch schlimmer: Es gibt Taten, die rassistisch sind, körperlich und seelisch verletzen. Kopftücher werden heruntergerissen, Menschen werden angespuckt, geschlagen und getreten. Oft unter Zeugen, die nicht eingreifen.
Versteckter Rassismus - auch in der Kirche
Rassistische Angriffe gelten denen, die anders aussehen, eine andere Sprache sprechen, einen anderen Glauben haben. Und es gibt versteckten Rassismus. Auch in der Kirche. Vor etlichen Jahren kam ein Pfarrer aus Afrika als Kollege zu uns. Mit seiner Familie. Es war viel von Bereicherung die Rede. Endlich kommt ein Bruder aus einer anderen Kirche und bringt uns, was dort an Kirche und Glauben gewachsen ist. Er spricht gut Deutsch und hat einen sehr deutschen Vornamen.
Willkommenskultur sieht anders aus
Die Realität des Willkommens sah dann so aus: Das Gehalt des afrikanischen Pfarrers war geringer als das für uns Deutsche. Und das für einheimische Pfarrpersonen bereitgestellte geräumige Pfarrhaus gab es für ihn und seine Familie nicht, stattdessen eine Mietwohnung in einem Mehrfamilienhaus am Stadtrand. Gebrauchte Möbel und Hausrat kamen durch Spenden. Hilfsbereitschaft und guter Wille waren groß und gleichzeitig gab es die feinen Unterschiede. Damals habe ich mich über diese Ungleichbehandlung geärgert. Und habe es nicht Rassismus genannt. Das ist lange her.
Auch in der Kirche darf dazu nicht geschwiegen werden
Erst vor kurzem hat der aus Südafrika stammende Pfarrer Quinton Ceasar im Abschlussgottesdienst auf dem Kirchentag in Nürnberg über seine Erfahrungen mit Rassismus auch in der Kirche gesprochen. Er wurde dafür mit Hasskommentaren in den Sozialen Medien beleidigt. - Du musst mal was zum Rassismus sagen. Meine Nichte hat recht. Auch in der Kirche dürfen Menschen dazu nicht schweigen.
