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Der erste Tag nach der Himmelfahrt
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Der erste Tag nach der Himmelfahrt

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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Der Song „Tanz, als wärs der letzte Tanz“ von Bosse erzählt vom Abschiednehmen und von der Zeit kurz danach. Er beschreibt den wehmütigen Blick zurück auf die gemeinsame Zeit. Auf etwas, was unwiederbringlich vorüber ist. „Warum merkt man immer erst beim Abschied, was es uns bedeutet? Warum merkt man immer erst beim Winken, wie schön es war?“, so fragt Bosse.

Warum bemerke ich erst beim Abschied, wie schön es war?

Ich kenne das nur zu gut. Abschiede sind mir schon immer schwer gefallen. Und so ist es auch heute noch. Ich denke zurück an die gemeinsame Zeit, an schöne Situationen. Meistens melancholisch gefärbt. Und tatsächlich frage ich mich dann immer wieder: Warum bemerke ich jetzt erst, wie schön es doch war?

Jesus entschwindet einfach so

Gestern haben die Christen das Fest „Christi Himmelfahrt“ gefeiert. Schon als Kind habe ich mich gefragt, was es denn da zu feiern gibt. Nach der Freude über die Auferstehung, weil Jesus wieder da war, nun also doch der Abschied. Jesus entschwindet einfach so – und zwar endgültig.

Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt

Und ich frage mich heute: Wie wird er denn für die Jüngerinnen und Jünger Jesu gewesen sein – dieser erste Tag nach der Himmelfahrt. Die Bibel verrät nichts darüber. Oder eigentlich doch. Denn es gibt kein Wort über Melancholie oder Trauer bei den Zurückgebliebenen. Kein „Ach weißt du noch…“, so wie ich es von mir kenne. Ganz anders: Die Jüngerinnen und Jünger gehen hinaus und erzählen von Jesus. „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20), das hat Jesus zu ihnen gesagt beim Abschied. Und das muss für sie Gewissheit gewesen sein. Sie scheinen seine Anwesenheit gespürt haben.

Ich bin nicht allein, hab keine Angst – und tanz

Bosse zieht seine Lehre aus dem melancholischen Blick zurück beim Abschied: Er will in Zukunft den Moment genießen. Er will sich immer bewusst sein: die Gegenwart des geliebten Menschen ist ein Geschenk. „Tanz, als wärs der letzte Tanz und küss, als wärs der letzte Kuss“, so singt er. Das habe ich mir auch zu Herzen genommen. Und als Christ nehme ich mir die Gewissheit der ersten Jüngerinnen und Jünger zum Vorbild: Ich bin nicht alleine, egal was geschieht. Denn ab heute ist Jesus überall anwesend bei jeder und jedem. Bis zum Ende der Welt. Also hab keine Angst - und tanz.

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