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Verzeihen können
Bild: GordenJohnson_pixabay

Verzeihen können

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci: Wenige Gemälde sind so berühmt. Man kennt es von Postkarten und von allen möglichen Abwandlungen. Die Jünger Jesu sitzen an einer langen Tafel, in der Mitte und im Zentrum unübersehbar Jesus. Vermutlich ist das Bild so berühmt, weil die Personen so echt wirken. Und was ungewöhnlich ist: Judas sitzt mitten im Bild, ganz nahe bei Jesus. In anderen Bildern vom Abendmahl fehlt er häufig. Oder er sitzt ganz am Rande, ist auch schon am Rausgehen. Judas ist nämlich der Jünger, der Jesus verrät, so erzählt es die Bibel.

Der Verräter ist mitten unter uns

Für Leonardo da Vinci ist aber das ein wichtiges Thema seines Bildes: der Verrat des Judas. Jesus kündigt diesen Verrat ja an. Und Leonardo da Vinci versucht in seinem Bild, die unterschiedlichen Reaktionen der anderen Jünger auf diese Ansage darzustellen. Keine einfache Aufgabe: Wie reagieren Menschen auf die Aussage: „Einer von uns ist ein Verräter, ein Spitzel“? Und dieser Verräter ist auch noch mitten unter uns.

Am Gründonnerstag wurden Sünder wieder in die Gemeinde aufgenommen

In der frühen Kirche gab es eine interessante Tradition: Am Gründonnerstag – also am heutigen Fest – wurden die Sünder, die Verräter oder sonstigen Missetäter wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Daher vermutlich auch der Namen Gründonnerstag: von Greinen, im altdeutschen Weinen. Weinen über das eigene Versagen und auch über das Glück, wieder dazu gehören zu dürfen.

Wunderbar, wenn Versöhnung gelingt

Leonardo da Vincis Bild zeigt das schon als Realität. Der, der einen großen Fehler begeht, ist mittendrin und nicht nur irgendwo am Rande. Er gehört trotz allem dazu. Das ist auch eine Anfrage an mich: Wie gehe ich mit Menschen um, die Fehler machen, die andere verraten, die einfach gemein sind? Und wie ist es mit mir, wenn ich was falsch mache? Verzeihen ist ja auch gar nicht so leicht. Da erscheint es oft einfacher zu sagen: „Mit dem red‘ ich nicht mehr!“ „Was der mir angetan hat, das kann ich nie verzeihen.“ Einfacher ist das vielleicht, aber richtig glücklich werde ich auch nicht mit dieser Haltung. Denn wenn wirklich Versöhnung zwischen Menschen gelingt, dann ist das was Wunderbares. Dann können auch schon mal Freudentränen fließen, nicht nur an Gründonnerstag.

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