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König Charles in der Kirchenruine
GettyImages/J2R

König Charles in der Kirchenruine

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
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Anmoderation: Der britische König Charles III. und seine Frau Camilla waren in Deutschland zu Gast. Drei Tage lang gab es großen Empfang am Brandenburger Tor, Bad in der Menge und Staatsbankett im Schloss Bellevue. Das Königspaar war auch in Hamburg an einem ganz besonderen Ort, der England und Deutschland verbindet. Dazu der hr1 Zuspruch von Pfarrer Martin Vorländer von der evangelischen Kirche. 

Der Kirchturm steht noch. Aber ansonsten ist von der Kirche nicht viel übrig. Sie hat kein Dach mehr, und von der Außenmauer gibt es nur noch Reste. In dieser Ruine der Kirche St. Nikolai in Hamburg standen gestern der britische König Charles und seine Frau Camilla. Sie haben dort gebetet für Frieden und Versöhnung.

Bombensplitter in der Kirchenmauer

Denn St. Nikolai ist ein Mahnmal. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg bei britischen und amerikanischen Luftangriffen zerstört und nicht wiederaufgebaut. Die Fliegerbomben richteten einen Feuersturm in Hamburg an. Zehntausende Menschen starben. Daran erinnert die Ruine von St. Nikolai. Man kann noch Bombensplitter in ihren Mauern sehen.

Bischöfin und König beten

Es ist ein besonderes Zeichen, dass das britische Königspaar bei seinem ersten Besuch in Deutschland genau an diesen Ort gekommen ist. St. Nikolai ist den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gewidmet. Hier hat die evangelische Bischöfin von Hamburg Kirsten Fehrs mit Charles und Camilla gebetet. Es war ein Versöhnungs-Gebet, das in England, Deutschland und in vielen anderen Ländern jede Woche gesprochen wird.

Gebet für die Versöhnung

In dem Gebet heißt es: "Wir denken an den Hass, der Volk von Volk trennt. Gott, vergib! Wir denken an das habsüchtige Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr eigen ist. Gott, vergib!"Diese Worte sind sehr eindrücklich. Eindrücklich für das Unrecht, das Nazi-Deutschland damals angerichtet hat. Und welche Folgen das für Deutsche dann selbst hatte. Eindrücklich dafür, wie schrecklich die Kriege sind, die wir heute vor Augen haben.

Feinde befreunden sich

Deutschland war im Zweiten Weltkrieg der Angreifer und Feind. Bei dem Besuch von Charles und Camilla standen Briten und Deutsche gemeinsam in der Hamburger Kirchenruine und haben um Versöhnung gebetet. Mir zeigt das: Angreifer muss nicht Angreifer bleiben. Feinde müssen nicht Feinde bleiben. Sie können zu guten Nachbarn und Freunden werden. Versöhnung ist möglich. Das gibt mir Hoffnung.

Zum Foto: Kirchenruine St. Nikolai Hamburg

 

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