Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Den richtigen Weg finden
Bild: Nicolas DEBRAY/Pixabay

Den richtigen Weg finden

Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
Beitrag anhören:

Es gibt viele Wege, die Menschen gehen. Da gibt es den Weg ins Büro, vielleicht auch mal ein Irrweg, den Waldweg oder auch den Lebensweg. Zum Thema Weg erfreue ich mich seit vielen Jahren an einem Gemälde von Paul Klee. Es ist sein Gemälde Hauptweg und Nebenwege aus dem Jahr 1929. Es gehört in die Kategorie der Streifen und Lagebilder und entstand nach einem Aufenthalt Klees in Ägypten.

In der Mitte des Bildes verläuft der Hauptweg. Er ist mehrfach unterteilt in kleine Rechtecke, die alle eine andere Farbe tragen. Links und rechts verlaufen die kleinteilig gestalteten Nebenwege. Sie ähneln eher ungeordneten Pfaden, die dem blau-grauen Horizont entgegengehen. Anders als der Hauptweg erreichen diese Pfade nicht immer den Horizont und enden scheinbar im Nichts. Die Farben des Bildes transportieren Klees Erinnerungen an seinen Ägypten-Aufenthalt. Daher ist das Bild vor allem in den Farben Blau-Orange und Rot-Grün gehalten. Das Blau erinnert an das Wasser des Nils, der Lebensader Ägyptens. Die Erdfarben an seinen Schlamm und das Gelb-Orange an die Sonne Ägyptens. Die Nebenwege weisen womöglich auf die Bewässerungskanäle rund um den Nil hin. Neben all diesen Details gefällt mir besonders die Metapher des Weges, die in diesem Gemälde eine besondere Rolle spielt.

Viele Wege und doch ein Ziel

Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Wenn ich auf meine Wege schaue, stelle ich fest, dass ich viel mehr auf den Nebenwegen unterwegs bin. Hier mal ein Weg, bei dem alles läuft, da ein Weg, der zum Umkehren auffordert. Der Königsweg in der Mitte scheint dabei oft unerreichbar! Nicht, dass er Utopie wäre, dieser Weg! Ich merke für mich, dass der Hauptweg mir viel mehr als Orientierung dient, an der ich mich immer wieder ausrichten darf. Denn ich weiß, dass dieser Hauptweg zum Leben führt. In Paul Klees Bild führt eben der Hauptweg zum Horizont. Dieser ist in blauen Farbtönen gehalten. Und wie bereits erwähnt, steht das Blau für das Wasser des Nils. Und Wasser steht für Leben! Wenn ich mich also an diesem Weg ausrichte, führen auch meine Wege hoffentlich zum Leben!

Besonders wichtig: Wegbegleiter, die uns prägen

Musik

Den Weg zum Leben, den Weg zum Horizont, gehen wir nicht alleine. Erinnern Sie sich an Menschen, die Ihnen den Weg bereitet haben? Bei näherem Nachdenken über meinen Lebensweg fallen mir da einige Wegbegleiter ein, die mich inspiriert und geprägt haben. Vor allem sind da meine Eltern und Geschwister zu nennen. Es sind aber auch Priester, Freunde, Kollegen und meine Lehrer, die meinen Weg bis heute begleitet und geprägt haben.

Bei all den genannten Personen kommt aus meiner Sicht den Eltern und Lehrern eine besondere Aufgabe zu. Qua Amt kommt ihnen sogar die Hauptaufgabe zu. Diese besteht nach meinem Erachten darin, Kindern und Jugendlichen den Weg in die Zukunft in Richtung Horizont zu bereiten. Alle anderen unterstützen dieses Anliegen - ich sage mal - als Nebenaufgabe. Letztlich ist es jedoch egal, ob Haupt- oder Nebenaufgabe, allen ist gemein, dass sie mein Leben prägen.

Die positiven Aspekte dieser Prägung, die mein Leben voranbringen, möchte ich weitergeben. Gerade als Vater bin ich da gefordert. Ja, ich möchte dazu beitragen, den Weg meiner Kinder zu bereiten. Um mit Paul Klee zu sprechen: den Weg hin zum Horizont. Das versuche ich konkret, indem ich meinen Kindern immer wieder unter die Arme greife. Sei es bei den Hausaufgaben, sei es im Umgang mit den digitalen Medien oder im Umgang mit Geld. Ebenso ist es mir wichtig, dass ich ihnen einen Zugang mit dem wahrhaft Lebendigen - mit Gott - ermögliche. Darüber hinaus sollen sie spüren, dass ihr Vater für sie da ist. Dass sich dieses Anliegen am Ideal des Hauptweges ausrichten muss, brauche ich nicht extra zu betonen. Viel zu oft verirre ich mich auf so manchem Nebenweg. Der Alltag hat da so seine eigenen Gesetze. Es bleibt eben Aufgabe und Ziel zugleich. Mit allen Herausforderungen bleibt es Aufgabe der Eltern, ihren Kindern den Weg zu bereiten.

Eine Person, die ebenfalls Wegbereiter ist, wird uns in diesen Tagen des Advents vor Augen gestellt: Es ist Johannes der Täufer. Er gilt als der Rufer in der Wüste. Sein Ruf: „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ ist heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören. Mit diesem Ruf in der Wüste sensibilisiert er die Menschen für den, der größer ist als Johannes selbst. Für den, der nach ihm kommen wird! Es ist Jesus! So wie sich dieser Ruf vor gut 2000 Jahren verbreitete, so gilt er auch heute noch. Johannes spornt mich und viele Christen dazu an, selbst zum Wegbereiter für Jesus zu werden. Wir dürfen den Weg wieder bereiten, so dass Jesus den Weg in unsere Herzen findet. Damit ich diesen Weg bereiten kann, helfen mir drei Dinge. Es sind: mehr Bewegung, eine persönliche Zeit mit der Hl. Schrift und eine tägliche Zeit mit der Stille. Alles Dinge, die Körper und Seele zusammenhalten und schließlich zur Begegnung mit Jesus führen.

Musik

Drei Punkte, die uns den Weg ebnen

Mehr Bewegung, die Hl. Schrift und mehr Stille am Tag. Was hat es mit diesen Aspekten auf sich? Der erste Aspekt ist die Bewegung und ich vermute, da sind sich nicht nur die Fachleute einig: Bewegung tut gut. Und wenn ich ehrlich bin, spüre ich das sogar selbst. Wenn ich mehr in Bewegung komme, geht es meinem Herz-Kreislaufsystem, der Verdauung und mein Geist einfach gut. Von daher möchte ich in der Adventszeit mehr in Bewegung kommen. Vielleicht laden in den kommenden Tagen weiße Wiesen und Felder zu mehr Bewegungsfreude ein. Für manchen darf es auch ruhig etwas mehr an Bewegung sein. Kraft- und Ausdauertraining vielleicht. Da darf jeder sein Maß finden. Zu alledem ist mir folgender Gedanke gekommen: Wie will ich anderen gut sein oder den Weg bereiten, wenn ich mir selbst nicht gut bin? Von daher ist es gut, in Bewegung zu kommen.

Der zweite Aspekt ist die Hl. Schrift. Sie führt mich an die Quelle, sie führt mich zu Jesus, zu seinem Leben, zu seiner Botschaft. Mich darin immer wieder zu vertiefen, hilft mir einen guten Blick auf mein Leben und auf die Ereignisse um mich herum zu bekommen. Es lohnt sich, die Bibel mal wieder aus dem Schrank zu holen.

Neben der Bibel ist da die Stille der dritte Aspekt. Auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist, ich ziehe mich zurück. Ich schalte alle Störquellen aus - ja, auch mein Handy! Der Lärm des Alltags hat jetzt Pause! Auf diese Weise komme ich zur Ruhe. Ich komme zu mir selbst und in der Stille kann ich die leise Melodie Gottes wahrnehmen. Sei es am Morgen oder zu einem geeigneten Zeitpunkt des Tages. Als großer Meister dient mir dabei Jesus selbst. Denn er ist regelmäßig in die Stille gegangen, um bei seinem Vater zu sein. Wie kostbar und kraftspendend diese Zeit war, kann ich nur an seinem Verhalten erahnen. Ich kenne keine Bibelstelle, in der Jesus von Rastlosigkeit getrieben gewesen wäre. Ganz im Gegenteil! Jesu ist präsent. Er nimmt die Menschen wahr. Er schaut auf ihr Herz. Um nur ein Beispiel zu nennen, denke ich da an die Begegnung Jesu mit dem blinden Bartimäus. Bartimäus ist einsam, er bekommt vom Leben nicht mehr viel mit. Aber er will wieder sehen! Bei allem Trubel nimmt Jesus ihn wahr. Er hört ihm zu. Es kommt zu einer Begegnung, die schließlich dazu führt, dass Bartimäus wieder sehen kann. Wie wunderbar wäre es, wenn meine Zeit der Stille nur annähernd so vielversprechend wird. Kaum auszudenken!

Wenn ich diese drei Punkte - Bewegung, Bibel und Stille - in den kommenden Tagen des Advents wirklich angehe, wird das Konsequenzen haben. Konsequenzen, die ich selbst spüre, meine Mitmenschen bemerken und die zur Begegnung mit Gott, dem lebendigen führen. Die Bibel berichtet davon, dass Jesus sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben.“ Das wünsche ich uns. Ich wünsche uns allen von Herzen, dass uns der Weg zum Horizont des Lebens gelingt! Denn dann ist Weihnachten!

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren