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Warum feiern wir eigentlich Pfingsten?
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Warum feiern wir eigentlich Pfingsten?

Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
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Die am häufigsten verwendeten Fragen meiner Kinder beginnen mit: Warum? Warum soll ich das machen? Warum macht das nicht meine Schwester? Warum müssen wir in die Schule? Warum heißt die Ortschaft so und nicht anders? Sie kennen das sicherlich auch. Ich vermute, dass hinter diesem kleinen Wort der große Entdeckergeist der Kinder zu finden ist. Sie wollen verstehen, begreifen, warum überhaupt etwas ist, wie es ist. Nur wer diese Fragen stellt und dazu die passenden Antworten bekommt, kann sich die Welt erschließen, Zusammenhänge entdecken und verstehen, was sich hinter so manchen lieb gewordenen „Begriffen“ verbirgt. Von daher möchte ich im Folgenden ein weiteres „Warum“ in den Fragenkanon stellen und Ihnen einige Gedanken zum heutigen Tag anbieten. Los geht’s!

Warum eigentlich Pfingstmontag?

Im Grunde genommen ist der heutige Tag ein wahres Geschenk für uns alle. Denn er ist sowohl kirchlicher als auch gesetzlicher Feiertag. Wenn wir in unsere Nachbarländer schauen, wird schnell klar, dass das nicht selbstverständlich ist. Von daher ist es gut, diesen Tag so zu füllen, dass er mir persönlich guttut. Dieser Tag lädt ein zum Innehalten, zum Durchatmen und somit zur Erbauung. Darüber hinaus besteht heute für mich, meine Familie und für alle Christen die Gelegenheit das gestrige Pfingstereignis noch einmal nachzukosten.

War es von vornherein eine verlorene Schlacht? Eine ohne Beute, die Jesus da schlägt?

Dazu lohnt sich ein Blick auf das Geschehen vor gut 2000 Jahren. Zur damaligen Zeit war Palästina von den Römern besetzt. Das jüdische Volk litt unter den Besatzern und sehnte sich nach einem neuen König, der die Römer vertreiben und endlich Frieden schaffen sollte. Mit einem König verbinde ich die Eigenschaft, dass er in große Schlachten zieht und anschließend die gemachte Beute verteilt. Diese und andere Königs-Erwartungen waren damals auch auf Jesus gerichtet. Sein Einzug in Jerusalem weckte diesbezüglich große Hoffnungen. Es stellt sich jedoch die Frage: Welche Schlacht würde Jesus kämpfen und welche Beute würde er verteilen? Sie ahnen schon, es kam anders, als es sich die vielen Menschen erhofft hatten.

Jesus führte nämlich seine Schlacht nicht auf den Feldern Palästinas. Seine Schlacht endete am Kreuz vor den Toren Jerusalems auf dem Hügel Golgatha. Jesu Tod am Kreuz - eine Schmach! Die Schlacht war verloren! Selbst die Jünger Jesu kehrten voller Angst, nicht enden zu müssen, wie ihr Meister in ihre Heimat nach Galiläa zurück. Doch was sie bis dahin noch nicht erkannten, die Schlacht war noch gar nicht geschlagen. Denn der alles entscheidende Moment sollte erst noch folgen: die Auferstehung Jesu! Und damit wendetet sich das Blatt. Jesus geht am Ende als Sieger hervor. Er hat die große Schlacht zwischen Leben und Tod ein für alle Mal gewonnen! Jesus hat den Tod besiegt. Das Leben geht als Sieger hervor! Welch wunderbare Botschaft.

Aber wenn jetzt die Schlacht gewonnen wurde, was ist dann mit der Beute? Nach menschlichem Ermessen müsste es nach einer gewonnenen Schlacht reichlich Belohnung geben. Dinge wie Geld, Essen, Ruhm, Ansehen und sonstige Reichtümer wären wohl zu erwarten gewesen. Doch auch hier enttäuscht Gott. Seine Beute war und ist nichts zum Vorzeigen, wie z. B. ein neues Spielzeug, eine Uhr oder ein Auto, mit denen man prahlen könnte. Sein Geschenk ist wesentlicher. Im Namen Jesu sendet der Vater den Beistand: den Hl. Geist. Welch hoffnungsvolle Botschaft in diesen Tagen.

Musik

Seine Beute: der Geburtstag einer weltumfassenden Gemeinschaft

Gott, der König, bietet seine Gaben oder um im Bild zu bleiben, seine Beute allen Menschen an. Diese Beute ist der Hl. Geist, der u. a. die Gaben der Weisheit, der Einsicht, der Stärke und des Rates für uns bereithält. All diese Gaben des Hl. Geistes sollen für Menschen, die Jesus folgen, zur Kraftquelle des Glaubens werden. Auch wenn diese Gaben sich nicht leicht vorzeigen lassen, entfalten sie doch eine unübersehbare Wirkung bei denen, die sich auf sie einlassen. Die kleine Gruppe der Jesus-Nachfolger vor 2000 Jahren harrte bis zum Pfingstfest in einem Obergemach in Jerusalem aus. Sie beteten im Verborgenen. Erst mit dem Empfang des Hl. Geistes traten sie an die Öffentlichkeit. Dieser Vorgang gilt seit je her als die Geburtsstunde der Kirche und somit feiern Christen am Pfingstfest den Geburtstag der Kirche. Dazu schenkt der Hl. Geist Mut und ist für Christen die Hoffnungsquelle schlecht hin. Es ist eine Hoffnung, die Lust auf das Morgen macht, die mitgeht. Aus dieser Quelle entsteht Neues, das in der Welt sichtbar und lebendig werden will und aus dieser Hoffnung wächst die Kirche.

An dieser Stelle ist es hilfreich zu betonen, dass Kirche nicht nur das Gebäude oder die Institution bzw. den Gottesdienst bezeichnet. Kirche umfasst vom Kern her viel mehr die Menschen, die sich von Jesus herausrufen lassen. Kirche steht für die Gemeinschaft der Gläubigen. Es sind die Menschen, die von Jesus begeistert sind, Jesus ins Zentrum ihres Lebens stellen und hoffnungsvoll Zukunft gestalten. Menschen, die aus dieser göttlichen Kraftquelle leben, bewusst oder auch unbewusst, lassen sich an ihren „Früchten“ erkennen - eben wie sie sich verhalten und mit Menschen umgehen. Einige dieser Früchte sind Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

Der Hl. Geist braucht gute Beziehungen

All diese Verhaltensweisen gehören meiner Meinung nach zu einer guten Beziehung. Oftmals drücken wir diese Beziehungen durch Wortspiele aus. Da gibt es z. B. den Ausdruck: „Bei den beiden stimmt die Chemie.“ Oder ein anderes besagt: „Hier herrscht ein guter Geist.“ Beide Aussagen machen deutlich, dass der gute Geist im Verhalten der Menschen sichtbar wird.

Sicherlich kennen sie Menschen, bei denen dieser Geist spürbar wird. Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung lassen erkennen, dass der Hl. Geistes am Werk ist. Es sind eben die Früchte des Hl. Geistes, die deutlich machen, der Geist wirkt nicht nur für mich selbst, sondern er befähigt mich zu einem guten Miteinander. Ich bin geneigt zu sagen: Die Früchte des Hl. Geistes sind der Gradmesser für eine gute Beziehung! Es ist klar, dass gute Beziehungen nicht vom Himmel fallen. Da braucht es Zeit, Austausch und die nötigen Freiräume, um spüren zu können, wessen Geist weht. Genau das Richtige für einen Feiertag!

Musik

Neben den guten Beziehungen möchte ich noch einen letzten Gedanken anfügen, der ganz elementar zu Pfingsten gehört. Es ist die Begeisterung, die etwas in Bewegung bringt. Ohne Begeisterung ist es unmöglich, Neues zu beginnen. Weder im Beruf noch in der Freizeit oder in der Familie.

Der Hl. Geist „begeistert“ und wirkt dynamisch

Das war auch damals zur Zeit Jesu schon so. Die Be-geist-erung, die von Pfingsten ausging, ließ die Jünger Jesu in Bewegung kommen. Sie gingen mutig hinaus und erzählten den Menschen davon, welche Frohe Botschaft und welche Power im Hl. Geist allen Menschen zugänglich ist - bis heute!

Ein Theologe formulierte es für unsere Zeit wie folgt: „Christen sind immer in Bewegung. Wer nicht aus sich herausgeht, um sich auf den Weg zu machen, um zu verkündigen, ist kein Christ.“ Für mich heißt das konkret: Menschen, die von Jesus begeistert sind, kommen in Bewegung. Auch mögliche Ängste können sie davon nicht abhalten. Denn sie wissen um den Beistand, den Gott versprochen hat. ER geht mit, ER schenkt Hoffnung. Und so können die Jesus-Begeisterten auch heute der Welt den Frieden und die Hoffnung auf Leben verkünden. Für Christen sind Begeisterung und in Bewegung kommen Kennzeichen und Auftrag zugleich. Und genau daraus ergibt sich für mich eine entscheidende Frage: Bin ich bereit, in Bewegung zu kommen und Neues zu wagen? Wenn Ihnen das zu viel ist, können Sie sich auch fragen: Wo sind meine Hoffnungsquellen im Leben? Wo kenne ich Menschen, die mich mit ihrer Ausstrahlung begeistern, die mich dazu motivieren, Neues im Leben zu wagen?

Als Christ ermutige ich Sie natürlich dazu, einmal beim Hl. Geist anzuklopfen, gerade weil er als Person ansprechbar ist. Es ist ein Versuch wert! Ich bin überzeugt, dass dabei spannende Antworten zu erwarten sind. Nicht gleich sichtbar, aber sicherlich spürbar. Denn wie bereits erwähnt, hält Gott seine „Siegesbeute“, seinen Beistand für alle bereit!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen frohen Feiertag zum Auftanken, Nachkosten und ich grüße an dieser Stelle die heutigen Geburtstagskinder ganz herzlich!

 

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