Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Die Feste feiern, wie sie fallen
GettyImages/Nadtochiy

Die Feste feiern, wie sie fallen

Ralf Schweinsberg
Ein Beitrag von Ralf Schweinsberg, Pastor der evangelisch-methodistischen Kirche in Gründau-Rothenbergen
Beitrag anhören:

Mein Vater meinte immer: „Du musst die Feste feiern, wie sie fallen.“ Nur leider tun Feste derzeit vor allem eines: Sie fallen reihenweise aus. Dabei würde ich so gerne mal wieder ein schönes Fest feiern. Mit Freunden zusammensitzen, Zeit haben und nicht an den notwendigen Abstand denken müssen.

Mitten im rauschenden Hochzeitsfest geht der Wein aus

Mit dieser Sehnsucht lese ich in meiner Bibel, wie Jesus einmal ein Hochzeitfest gerettet hat. Ich liebe diese Geschichte. Da gibt es ein Hochzeitfest, vermutlich in der Verwandtschaft von Jesus. Maria, die Mutter von Jesus, ist eingeladen und auch Jesus und seine Freunde. Mitten in der rauschenden Feier geht auf einmal der Wein aus. Haben mehr Leute mitgefeiert als geplant oder war es einfach nur eine Fehlplanung? Jetzt ist guter Rat teuer.

Maria bittet ihren Sohn Jesus um Hilfe

Maria, die Mutter von Jesus, schaltet sich ein. Sie fragt ihren Sohn, ob er nicht helfen kann. Nur gab es damals noch keine Tankstelle, bei der man zu später Stunde noch Nachschub hätte holen können. Wie hätte Jesus da helfen sollen? Trotzdem sagt seine Mutter den Bedienten des Hauses: Sie sollen tun, was Jesus ihnen sagt.

Wasser verwandelt sich in Wein

Jesus sieht im hinteren Teil des Hauses sechs große Wasserkrüge, die für religiöse Waschungen gebraucht wurden. In jeden passen rund 100 Liter Wasser. Die lässt er von den Dienern bis zum Rand mit Wasser füllen und sagt zu ihnen: „Jetzt nehmt eine Probe davon und bringt sie dem Mann, der für das Festessen verantwortlich ist.“ Sie bringen dem Küchenchef einen Becher davon, und er kostet. Er weiß nicht, woher kommt, was er da probiert. Aber er staunt über das, was er schmeckt: bester Wein! Aus dem Wasser war Wein geworden.

Jetzt kommt für mich der schönste Moment in dieser Erzählung: Der Küchenchef ruft den Bräutigam zu sich und sagt: „Jeder bringt doch zuerst den guten Wein auf den Tisch. Wenn die Gäste schon reichlich getrunken haben, folgt der schlechtere. Aber du hast den guten Wein bis zuletzt aufgehoben.“ Der Küchenchef hatte gar nicht mitbekommen, dass dieser neue Wein vor kurzem noch Wasser gewesen war.

Wunder sind nicht immer spektakulär

Manchmal sind Wunder gar nicht so spektakulär. Dabei würde ich mir zurzeit ein großes, spektakuläres Wunder wünschen: morgens aufwachen und feststellen, es war alles nur ein böser Traum.

Aber hier in dieser Geschichte ist das Wunder nicht spektakulär. Die Wasserkrüge stehen schon da. Leer. Jesus lässt Wasser hineinfüllen und aus dem Wasser wird Wein. So kann die Festfreude weitergehen.

Ich überlege: Welche Krüge stehen bei mir rum? Wo lasse ich Zeit, Kraft und Möglichkeiten ungeachtet in der Ecke stehen? Vielleicht kann daraus auch etwas Neues werden? Es muss ja kein rauschendes Fest sein. Aber vielleicht doch etwas, das mir und anderen wieder Freude bereitet.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren