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Heile, heile Segen
GettyImages/AJ_Watt

Heile, heile Segen

Ralf Schweinsberg
Ein Beitrag von Ralf Schweinsberg, Pastor der evangelisch-methodistischen Kirche in Gründau-Rothenbergen
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Manchmal brauche ich ein Pflaster. Beim Frühstück Obst geschnipselt und schon ist es passiert. Dann braucht es schnell ein Pflaster, damit man nicht alles volltropft.

Vier Dinge die helfen bei einem aufgeschlagenen Knie

Wenn ich als Kind mit einem blutigen Knie zu meiner Mama kam, hat sie immer vier Dinge getan: Sie hat mich in den Arm genommen, auf die Wunde gepustet, dabei hat sie „heile, heile Segen“ gesagt und dann natürlich ein Pflaster darauf geklebt.

Ich überlege heute noch manchmal, welches dieser Dinge das wichtigste war. Das „in den Arm nehmen“? Das Pusten? Das „heile, heile Segen“ oder doch das Pflaster? Ich meine nicht aus medizinischer Sicht, sondern für mein kleines Kinderherz. Wahrscheinlich war es die Verbindung aller vier Dinge. Aber vor allem war es meine Mama, die es liebevoll gemacht hat.

Eine Zeremonie aus Kindertagen

Als ich mich letztens geschnitten und verpflastert habe, musste ich an diese Zeremonie meiner Kindertage denken. Das lag auch an dem Pflaster. Da waren auf der Verpackung lachende Kindergesichter drauf. Das Geschenk einer Hilfsorganisation. Sie hat neben die Kindergesichter die christliche Jahreslosung auf dieses kleine Pflasterheft drucken lassen: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)

Pflaster und Barmherzigkeit

Pflaster und Barmherzigkeit. Für mich stimmt diese Verbindung. In dem alten Begriff Barmherzigkeit steckt das Wort Herz mit drin. Ein Herz für Arme haben. Für die, denen es schlecht geht, die leiden. Bei Barmherzigkeit ist mein Herz gefragt, das danach sucht, was dem anderen hilft.

"Eine Erinnerung an das Herz meiner Mutter"

So wie damals bei meiner Mutter. Mein aufgeschlagenes Knie hat wehgetan. Aber der Umgang mit dieser Verletzung zeigte mir das Herz meiner Mutter. Und das half gegen die Schmerzen. Seitdem ist ein Pflaster für mich immer auch eine Erinnerung an das Herz meiner Mutter.

Ein Pflaster für Wunden, die man nicht sieht

Manchmal wünsche ich mir, man könnte so ein Pflaster auch auf Wunden kleben, die man nicht sehen kann. Die in mir sind. Bei denen ich manchmal nicht so genau sagen kann, wo es wehtut. Wunden, die nicht sichtbar, aber doch so schmerzhaft sind.

An einem Morgen zum Beispiel, wenn alles schief geht und ich mich schon beim Obstschnipseln schneide und am liebsten heulend das Obstmesser hinwerfen würde - weil gerade alles zu viel ist.

"In solchen Momenten sind wir Erwachsenen nicht so viel anders als Kinder"

In solchen Momenten wünsche ich mir Barmherzigkeit. Ich wünsche mir einen Menschen, der mir sein Herz zuwendet. In solchen Momenten sind wir Erwachsenen nicht so viel anders als Kinder. Es tut gut, wenn mich dann jemand verpflastert und dabei spüren lässt: Ich habe ein Herz für dich. Und ich sehe, du hast einiges auf dem Herzen.

Heile, heile Segen

Und wenn er oder sie dabei sagen würde: „heile, heile Segen“ – ich glaube, ich würde lachen, aber es würde guttun. Bei der Behandlung von äußeren und inneren Verletzungen ist gar nicht so wichtig, was wir tun, sondern wie wir es tun. Eben mit dem Herzen, barmherzig.

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