Manchmal ist man schräg zur Welt
Es war mir peinlich, sehr sogar. Ich sitze in einem Lokal. Vor mir stehen Pommes frites. Mit Ketchup. Manchmal mag ich die. Gleich nicht mehr. Ein paar Meter entfernt sitzt nämlich eine Mutter mit ihren zwei Kindern. Die Kinder schauen auf meinen Teller. Und sagen, dass sie das auch wollen. Pommes frites mit Rot. Die Mutter schaut streng. Dann nimmt sie den Zeigefinger und erklärt, warum man das nicht isst: zu fett, zu viele Kalorien, einfach nicht gut. Die Kinder schauen betröppelt. Ihr Blick auf meinen Teller wird flehender, je länger die Mutter redet. Und mir wird immer mulmiger beim Essen.
Manchmal ist man schräg zur Welt; zur Welt des Richtigen, angeblich. Man ist dann nicht korrekt, wie man sagt: beim Essen, der Kleidung, beim Autofahren. Es gibt lange Listen des Richtigen und Falschen, angeblich. Immer mehr Menschen tragen diese Listen im Herzen, wollen überall richtig sein und korrekt. Heben sofort und gern die Zeigefinger gegen andere. Und ich werde ertappt. Peinlich war das.
Aber es schmeckte; jedenfalls bis dahin. Manchmal ist man wohl einfach mal schräg zur Welt. Aus Hunger oder weil’s billig ist oder warum immer. Kein Mensch kann nur gerade sein oder korrekt, Gott sei’s geklagt. Manchmal ist man krumm oder schief und macht Fehler; Gott weiß warum. Dann will man gut sein und schafft es nicht. Will nur das Beste und macht es verkehrt. Die Schrägen mag Gott aber trotzdem, glaube ich. Es sind auch seine Menschen. Wahrscheinlich hofft er, dass sie bald zu sich kommen. Und anders werden. Heute schon. Oder gleich morgen.