Bibelsonntag – Sprachfähigkeit des Glaubens
Letzter Sonntag im Januar. Seit über 40 Jahren feiern die christlichen Kirchen in Deutschland an diesem Tag den Bibelsonntag. In vielen Gemeinden bildet er den Anfang oder den Abschluss einer ganzen ökumenischen Woche, in der katholische und evangelische Christen gemeinsam die Bibel lesen und darüber sprechen.
Bei allen Unterschieden zwischen den christlichen Konfessionen ist die Bibel seit 2000 Jahren die gemeinsame Glaubens-Grundlage. Was einst mit einer kleinen Schar von Jüngern in Jerusalem begann, breitete sich erst über den Mittelmeerraum aus, und schließlich über die ganze Welt. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, wie viele Ideen und Weltanschauungen in dieser Zeit entstanden und wieder verschwunden sind, so dass heute nur noch Spezialisten davon wissen. Die Zahl der Christinnen und Christen ist durch die Jahrtausende immer gewachsen und umfasst heute rund zwei Milliarden Menschen.
Aber dieses Wachstum findet nicht mehr in Europa statt, sondern in Afrika, Asien und Südamerika. In Deutschland läuft der Trend umgekehrt: Wenige Geburten und viele Kirchenaustritte lassen die Mitgliederzahlen der Kirchen schrumpfen. Bibelworte, biblische Gestalten und Geschichten und Lieder des Glaubens, die noch vor 50 Jahren jeder kannte, sind aus dem Wissen der jungen Generation weitgehend verschwunden. Und über den eigenen Glauben zu reden, ist bei vielen Menschen nicht mehr üblich. Was aber nicht geübt wird, das geht verloren.
Zugleich kommen viele Menschen aus muslimischen Ländern zu uns, die eine ganz andere Glaubenstradition haben und diese oft auch selbstbewusst vertreten. Wie will man mit ihnen ins Gespräch kommen, wenn die Worte für den eigenen Glauben fehlen? Aber man kann sie wieder lernen und wieder darüber sprechen: Woran glaube ich? Was ist mir heilig? Worauf hoffe ich? Probieren Sie es doch mal aus! Der Bibelsonntag heute könnte ein Anfang sein.