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Taufe heißt Vertrauen

Taufe heißt Vertrauen

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Ich sitze mit einem Elternpaar in ihrer Wohnung zusammen, um die Taufe ihrer Tochter Mia vorzubereiten. Die Eltern sind beide Anfang dreißig, Akademiker. Sie haben feste Anstellungen, und ihr Leben ist bisher in geordneten Bahnen verlaufen. Ihre Tochter ist sechs Monate alt. Die Patin ist bei dem Gespräch auch dabei. Nach einer Weile schaut mich die Mutter besorgt an und sagt: „Wissen Sie, Ma ist für uns ein großes Geschenk. Aber wir hatten länger überlegt, ob wir in der heutigen Zeit überhaupt ein Kind in die Welt setzen sollen. Die Welt ist so unsicher geworden. Sie scheint aus den Fugen geraten zu sein.“

Mit dieser Haltung ist dieses Elternpaar nicht allein. Eine Allensbach-Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, zeigt ein paradoxes Ergebnis: Deutschen geht es wirtschaftlich so gut wie lange nicht mehr – und dennoch sind die Sorgen so groß wie seit langer Zeit nicht. Die Flüchtlinge, die Terrorakte und internationale Krisen werden als Gründe für Sorgen genannt. Die Studie zeigt: Viele Menschen machen sich auch Sorgen um die innere Sicherheit. Renate Köcher, die Chefin des Allensbach-Instituts, sagt: "Die materielle Zufriedenheit wächst, die Sorgen um die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes bewegen sich auf niedrigem Niveau. Aber der Zukunftsoptimismus ist steil zurückgegangen."

Im Laufe des Gesprächs merke ich: Die Taufeltern haben ihren Optimismus nicht verloren, trotz aller Sorgen. Sie haben sich für ein Kind entschieden. So wie jedes Neugeborene ist auch die kleine Mia ein positives Versprechen auf die Zukunft. Später frage ich die Patin: „Können Sie formulieren, was Ihnen Taufe bedeutet?“ „Na ja“, sagt die Patin, „ wer weiß, was die Kleine mal erwartet… Da finden wir es sinnvoll, sie taufen zu lassen.“ „Haben sie schon einen Taufspruch für Mia ausgesucht?“ frage ich. Der Vater meint: „Ja, hier, aus dem Ersten Petrusbrief. Der heißt: ‚Alle eure Sorgen werft auf Gott. Denn er sorgt für euch.‘ Der Spruch vermittelt Hoffnung und klingt optimistisch. Dann hat man das Gefühl, nicht allein für die Kleine sorgen zu müssen.“

Ich finde, dieser Taufspruch passt gut in die Situation dieser verunsicherten Eltern, aber eigentlich doch auch für alle, die sich heute so große Sorgen um die Zukunft machen. „Alle eure Sorgen werft auf Gott. Denn er sorgt für euch.“ Ich erlebe bei vielen Menschen eine Sehnsucht, auf Gott vertrauen zu können, der versprochen hat, für uns Menschen zu sorgen. Manche erleben, wie befreiend es ist, Sorgen abgeben zu können. Und zu erfahren: Es ist keine Katastrophe, nicht alles im Griff zu haben. „Gott sorgt für euch.“ Das macht gelassener. Dafür braucht es eine Portion Gottvertrauen. Der Reformator Martin Luther hat ein schönes Bild dafür gebraucht. Er hat gesagt: „Sorgen sind wie Vögel. Wir können nicht verhindern, dass sie über unseren Kopf fliegen. Aber wir können verhindern, dass sie auf unserem Kopf Nester bauen.

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