Ihr Suchbegriff
Gregor und der Weltfrieden
Bildquelle Pixabay

Gregor und der Weltfrieden

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel

Eine wichtige Frage treibt Gregor um, seit langem schon. Was kann ich tun für den Weltfrieden? fragt sich Gregor. Und weiß keinen Rat. Also geht er dahin, wo er Rat findet. Zu einem weisen Mann, dem Vorsteher seines Klosters (Franz von Sales, 1567 - 1622). Vater, fragt der junge Mönch Gregor, was kann ich denn tun für den Weltfrieden? So stellt er seine Riesenfrage. Und bekommt eine Antwort, die winzig klein ist. Mein Sohn, sagt der Abt, mach einfach deine Türen leise zu.

Was für eine hinreißende Antwort, finde ich. Gregor geht mit einer Riesenfrage durch die Welt und bekommt eine winzig kleine Antwort. Eine Antwort aber, die es in sich hat: Willst du Frieden, dann mach‘ einfach deine Türen leise zu. So fängt er an, der Friede in der Welt. Dass ich alles lasse, was Unfrieden stiftet. Lärm zum Beispiel geht anderen auf die Nerven und stiftet Unfrieden. Bittere Gesichtszüge sind kein Zeichen für Frieden. Nörgeln und Jammern und Meckern an allem vermutlich auch nicht. Ich kann ziemlich viel tun für etwas Frieden um mich herum. Ich muss nicht immer sofort auf den Weltfrieden schauen. Vielleicht kann ich gar nichts tun gegen den Bürgerkrieg in Pakistan oder den Streit der Völker im Sudan. Aber in meiner Wohnung und vor meiner Haustür kann ich eine Menge tun. Nur so fängt er ja an, der Friede. Dass  i c h  friedlich bleibe, wenn irgend möglich und wann immer möglich. Die Kinder oder Enkel nicht anschreie und die Nachbarn auch nicht; die Türen nicht zuschmeiße und nicht unnötig hupe; mit der Verkäuferin im Stress eine Engelsgeduld habe - und wenn’s geht mit allen, die umständlicher sind als ich.

Weltfrieden wäre herrlich, aber Frieden um mich herum ist auch schon sehr schön. Frieden hat mit Stille zu tun, mit einer gewissen Ruhe, in der ich mich bewege und mit Menschen umgehe. Mit der Bitte an Gott, mich nicht aufregen zu wollen. Vieles in unseren Alltagen ist schon so aufgeregt, angespannt, oft laut und nervös - da ist es ein Glück, wenn ein Mensch die Ruhe bewahrt, nicht jeden Schritt hören lässt und Türen oder Auto erst recht nicht. Jeder Friede beginnt mit dem Unaufgeregten, als würde ich meine Hand auf die Hand eines anderen legen und leise sagen: Psst..., du kannst den Frieden nicht erzwingen. Du kannst aber Frieden stiften, wenn du selber friedlich bleibst. Möglichst oft.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren