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Préludes Zum 200. Geburtstag von Franz Liszt
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Préludes Zum 200. Geburtstag von Franz Liszt

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Das Leben ist ein musikalisches Vorspiel zur Melodie des Lebens nach dem Tod. Diese Idee von einem unbekannten französischen Dichter hat sich der Komponist Franz Liszt zu eigen gemacht.2 Das Leben als Vorspiel. Franz Liszt hat diesen Gedanken als Überschrift für seine symphonische Dichtung „Les Préludes“ gewählt. Ein Präludium ist ursprünglich ein Vorspiel, das zum Hauptwerk hinführt. Liszt bringt in seinem Musikstück zum Ausdruck, dass das Leben auf der Erde nur eine Art Vorgeschmack ist. Die Musik beginnt mit einer zarten traurigen Melodie, dann kommt ein stürmisches Hauptthema, dann ein sehr feierlicher Teil. Das Ganze steigert sich bis zu einer majestätischen-festlichen Fanfare.

Nun könnte man gegen Liszt einwenden: Wer das Leben nur als Vorspiel zum Leben nach dem Tod sieht, steht dem Leben hier auf der Erde gleichgültig gegenüber: Das Eigentliche kommt ja erst noch. Aber Liszt empfand das nicht so. Er hat die Vorspiele zu einer eigenständigen Musikform gemacht und das Leben im Hier und Jetzt sehr ernst genommen, er hat viel gelitten und viel genossen. Er wollte möglichst viel vom Leben aufsaugen, wurde gern bewundert und gefeiert, hat sich dafür auch richtig in Szene gesetzt: mit wallendem Haar und langem Mantel. Manchmal prahlte er mit seinem Können und genoss seinen Ruhm. Und doch hat er gewusst, dass er nicht alle seine Wünsche und Träume in einem kleinen Menschenleben verwirklichen kann. Das Leben ist nur ein Vorspiel zum Leben nach dem Tod.

Liszt hat sein Leben bis zum Schluss gelebt. Heute vor genau zweihundert Jahren geboren, wollte er bereits mit 17 Jahren Priester werden. Es kam anders, er wurde ein gefeierter Klavier-Virtuose und Komponist. Erst mit über 50 Jahren gab er seinem Leben eine neue Wendung. Liszt erfüllte sich seinen Jugendtraum. Er erhielt die niederen Weihen. Er trug den Priester-Kragen und ließ sich Abbé nennen. Außerdem komponierte er in dieser Endphase seines Lebens hauptsächlich geistliche Werke: Messen, Legenden und Oratorien. Seine letzte Lebensphase ist neben seinem rastlosen Reisen auch von Sehnsucht nach Ruhe und echter Demut gekennzeichnet.

Bis zum Tod leben und das Leben auskosten. Vielleicht geht das am besten, wenn man glaubt, dass es weitergeht nach dem Tod. Nach dem wunderschönen Vorspiel kommt noch etwas Größeres. Das Ende ist auch ein Anfang.

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