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Unter Menschen erwacht das Herz
Bildquelle: Kevin Philips/Pixabay

Unter Menschen erwacht das Herz

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Manches will man nicht glauben. Besonders, was vor einer Woche in der Zeitung stand: ein Rentner in Westfalen liegt acht Jahre tot in seiner Wohnung. Acht lange Jahre, neben seinem toten Hund. In einem Haus mit sieben Stockwerken. Vor Jahren gab es Versuche, ihn zu finden, es wurde aber abgewiegelt oder nicht weiter verfolgt. Irgendwann gab die Nachbarin ihre Suche nach ihm auf. Auf seinem Auto im Hof wuchs das Moos.

Einsamkeit wird zum Problem. Viele sprechen schon von einer sozialen Krankheit - vielleicht mehr in Städten als in Dörfern. Die Familien sind kleiner. Manche sehen sich selten, andere sind zerstritten. Weniger Menschen gehen in Vereine oder in ihre Kirchengemeinde. Auf der Straße kennt man nicht mehr so viele. Einsamkeit ist ein Problem.

Aber eins, das man ein wenig lösen kann, denke ich, jeder und jede von uns. Das eine tut man selbst: Bleiben Sie nicht für sich. Jedenfalls nicht so oft. Nehmen Sie bitte teil. Haben Sie Interesse. Auch wenn ich mal keine Lust habe - einmal am Tag schaue ich mich um im Viertel; sehe Menschen, habe kleine Erlebnisse, spreche mit dieser oder jenem, trinke einen Kaffee am Straßenrand. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, sagt Gott. Und wünscht sich: Achten wir aufeinander. In den Häusern, bei den Nachbarn, den anderen Religionen. Das ist keine Neugier, sondern Interesse. Laden wir andere ein. Erlebnisse halten lebendig. Nicht alle sind schön. Aber man sieht Menschen; erlebt sich als Menschen, der lebendig ist und bleibt. Unter Menschen erwacht das Herz.

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