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Sie ging aufs Ganze - Regine Hildebrandt
Bild: Hawksky/Pixabay

Sie ging aufs Ganze - Regine Hildebrandt

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Im Westen hieß sie zuerst nur "Die Frau aus dem Osten". Bis wir sie besser kennenlernten. Dann hieß sie die "Mutter Courage aus dem Osten", die mutige Frau.

Regine Hildebrandt, die Frau mit dem Riesenherz für Andere

Ich meine Regine Hildebrandt, die heute achtzig Jahre alt würde. Vor zwanzig Jahren ist sie gestorben. Da war sie sechzig. Außergewöhnlich mutig war sie. Mit einem Riesenherz für die, die nicht mehr mitkamen nach der Wende. Und mit einer kräftigen, auch lauten Stimme. Eigentlich war sie studierte Biologin. Und Sängerin. Dann aber, nach der Wende, wurde sie schnell bekannt als Sozialministerin in Brandenburg. Sie trat nicht leise auf, sie schlich nicht um die Ecken herum. Sie ging aufs Ganze. Wenn es nötig war, hart am Rande der Gesetze. Aber nie für die eigene Tasche, sondern für die, die bedrückt waren, weil sie ihre Arbeit verloren hatten und nicht mehr wussten, wie es mit ihnen weitergehen soll nach der Wende.

Wer Sorgen hatte, sprach Regine Hildebrandt an

Wer Sorgen hatte, sprach Regine Hildebrandt an. Die kümmerte sich. Im Stillen oder in Talkshows. Da auch schon mal etwas lauter, mit kräftigem Lachen. Es klingt manchmal ein wenig abschätzig, wenn man jemand „Kümmerer“ nennt. Ich halte es für eine Auszeichnung. Reden können viele. Sich Kümmern dann eher wenige.

Sie hat gehandelt, nicht nur geredet

Es wird ja viel angekündigt für Ärmere und Schwache in der Gesellschaft. Das ist schon zur Redewendung geworden - vor allem in Zeiten des Wahlkampfs. Aber wer legt wirklich Hand an? Wer geht dahin, wo die Schwachen wohnen und keine Arbeit mehr haben?

Da ging Regine Hildebrandt hin, mit ihrem Riesenherz. Was sie versprach, das hielt sie. Und sagte ehrlich, wenn sie etwas nicht schaffte. Sich Kümmern und ehrlich sein, so wünsche ich mir Menschen in der Politik. Politisch sein geht nicht mit großen Worten, sondern mit einem großen Herzen. 7

Auch wir dürfen uns um andere sorgen

Ein Herz für Menschen. Für Besorgte und die, die nicht mehr mitkommen. Politiker sind nicht von Gott eingesetzt, wie man früher glaubte. Aber sie dürfen seinen Willen tun. Wir anderen auch. Nämlich sich sorgen um die, die es bitter nötig haben. Alle Menschen haben das Recht auf Würde. Darum dürfen wir uns kümmern. Möglichst mit Freude. Und Lachen schadet auch nicht.

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