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Kirche auf afrikanisch und deutsch

Kirche auf afrikanisch und deutsch

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

„Wissen Sie, was ein Huhn macht, wenn es in ein fremdes Gebiet kommt?“ Das fragt ein afrikanischer Christ am Anfang eines Fernsehgottesdienstes aus Hamburg. Er gibt selbst die Antwort: „Das Huhn geht ganz vorsichtig und steht erst mal nur auf einem Bein da und schaut sich um. Erst wenn es ganz sicher ist, setzt es auch das andere Bein auf den Boden.“

Mit diesem Bild beschreibt er, wie vorsichtig eine deutsche und eine afrikanische Gemeinde sich angenähert haben. Zuerst durften die Afrikaner in der deutschen Gemeinde nur als Gäste Gottesdienst feiern. Die Deutschen gingen vormittags in die Kirche, die Afrikaner nachmittags. Dann kam Pastorin Elisabeth Kühn ein Gedanke: Einmal im Monat gemeinsam Gottesdienst feiern.

Der afrikanische Christ vergleicht sich mit dem einbeinigen Huhn auf fremdem Gelände: „Wir haben unsere Gottesdienste in dieser Kirche gefeiert, aber wir waren am Anfang nur Gäste. Und waren uns nicht sicher, ob wir wirklich gewollt sind. Dadurch, dass wir nun mit der deutschen Gemeinde zusammenarbeiten, haben wir auch den anderen Fuß auf den Boden bekommen.“

Christliche Migranten und Flüchtlinge leben ihren Glauben oft ganz anders als deutsche Christinnen und Christen. Gerade in den größeren Städten haben Migranten viele eigene Gemeinden gegründet. Oft gibt es wenige Berührungspunkte zu den alteingesessenen Gemeinden. Doch die beiden Gemeinden in Hamburg haben sich zusammen auf den Weg gemacht.

Wie geht das, wenn verschiedene Mentalitäten und Sprachen im Gottesdienst aufeinander treffen? Muss man eigentlich immer still dasitzen? Die afrikanische Musik war den Deutschen zu laut, der deutsche Gottesdienst war den Afrikanern zu nüchtern. Vieles ist auch ein Kompromiss: Jetzt gibt es ein bisschen Orgelmusik und ein bisschen Gospel. Zwischendurch eine Frage an alle Besucher des Gottesdienstes. Darüber wird in kleinen Gruppen frei diskutiert. Aber auch eine kurze traditionelle Predigt gehört jetzt dazu. Ich finde: Das ist ein eindrucksvoller Versuch. Er ist ehrlich. Dazu gehört auch, dass nicht alles klappt, wie ein Gemeindemitglied erzählt: „Wir müssen noch viel lernen. Wenn es eine Feier gibt, sitzen die Deutschen nur bei den Deutschen und die Afrikaner bei den Afrikanern.“ Das Näherkommen und Zusammenwachsen braucht Zeit, viel Zeit.

Auch wir haben in unserer Gemeinde in Frankfurt seit zwei Jahren afrikanische Christen zu Gast. Vieles ist mir da sehr fremd. Sie tragen weiße Gewänder, und man muss die Schuhe ausziehen. An den Wänden stellen sie Jesus-Bilder auf, die ich kitschig finde. Die Verständigung klappt bisher nur auf Englisch.

Einen Gottesdienst gemeinsam feiern, das wäre eine echte Herausforderung für alle Beteiligten. Besser, wir fangen mit einer Einladung zum Kaffeetrinken an. Dann höre ich mir einfach erst einmal an, welche Sorgen die einen und die anderen haben. Vielleicht kann ich ja mithelfen, dass ein paar mehr Christen aus anderen Ländern auch hier in Frankfurt das zweite Bein auf den Boden stellen.

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