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Ratten der Lüfte
Bild: Zschörnig

Ratten der Lüfte

Ein Beitrag von Jan Michel Zschörnig, Evangelischer Vikar, Kassel
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Rote Augen, graue Federn, dazu ein Tupfer grün und lila – eine Stadttaube stiefelt auf unserem Balkon auf und ab. Als sie mich am Esstisch unserer Küche entdeckt, bleibt sie stehen. Allein und hungrig schaut sie mir beim Essen zu. Das macht sie jeden Morgen so.

Tauben - als Ratten der Lüfte 

Und mir verdirbt das irgendwie das Frühstücksbrötchen. Stadttauben gelten vielerorts als Plage. Sie betteln und vermehren sich schnell. Auf Denkmälern, Gebäuden und Plätzen erleichtern sie sich ganz unbeeindruckt von deren Schönheit. Und ehrlich gesagt, wenn ich im Park umzingelt von Tauben mein Brötchen esse, dann nerven sie auch mich tierisch. „Ratten der Lüfte“ so werden sie oft genannt. 

In der Bibel haben sie ein gutes Image

Wie oft habe ich das dann schon gedacht. In der Bibel aber haben Tauben ein positives Image. Als Noah schon vierzig Tage mit seiner Arche auf den Wassern treibt, lässt er eine Taube fliegen. Er möchte so erfahren, ob die Wasser weniger würden und sie irgendwann wieder an Land kämen. Nachdem sie zu Noah zurückgeflogen ist, hat sie einen Olivenzweig im Schnabel. Damit macht die Taube den Überlebenden Hoffnung: Sie werden an Land gehen können. 

Tauben als Boten der Hoffnung

Gott ermöglicht wieder neues Leben. So erzählt es das Alte Testament. Die Taube als ein Symbol für Hoffnung. Boten der Hoffnung - diese Zuschreibung finde ich irgendwie schöner als „Ratten der Lüfte“. Denn Hoffnung, dass Gott es gut mit mir meint - ist eine Botschaft, die ich jeden Tag gebrauchen kann, um zuversichtlich zu leben.

Morgen sitzt die Taube sicher wieder auf meinem Balkon. Dann stelle ich ihr ein kleines Frühstück hin. 
 

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