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Vertrauen macht alles leichter
Bild: Pixabay / Tumisu

Vertrauen macht alles leichter

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Mein Vorbild ist Harry. Er hat einmal einen Satz gesagt, den ich nicht vergesse. Harry war Buchhalter, jeden Tag pünktlich und fleißig. Viele Menschen lebten von seiner Sorgfalt. Als ich mal bei ihm zu Besuch war, sagte der Zahlenmensch wie nebenbei: Der erste Blick sieht nur, der zweite aber erkennt.

„Der erste Blick sieht, der zweite erkennt“

Das habe ich nicht vergessen. Wenn ich an Harry denke, sehe ich ihn im Sessel sitzen mit offenem Hemd. Und wie er sagt: Der erste Blick sieht, der zweite erkennt. Der erste Blick genügt nicht, so schön er auch ist. Liebe auf den ersten Blick, vielleicht. Ärger beim ersten Anblick eines Kollegen, möglich. Zweifel an der Liebe Gottes, durchaus. Der erste Blick ist aber zu wenig, auch wenn er mir gut gefällt. 

Der zweite Blick sieht hinter die Dinge

Erst der zweite Blick sieht hinter die Dinge. Der erste Blick ist meist zu flüchtig. Was man da sieht, kann geschönt sein. Erst hinter ihren Fassaden, dem Schmuck und der Kleidung sind Menschen aufrichtiger. Da verbergen sich Sehnsucht, Angst und manche Traurigkeit der Seele.

Der zweite Blick gleicht Gottes Blick

Der zweite Blick ist der Gottesblick, sozusagen. Er sieht genauer hin. Ein Mensch neigt zum Vormachen. Das soll weiterbringen im Leben. In Wahrheit verhindert es viel. Gut also, wenn Gott zweimal hinschaut. Und mich kennt, wie ich bin: eher kleinlaut, besorgt, zögerlich. Ich kann Gott nichts vormachen. Aber ich kann ihm vertrauen. Dass er mich nicht fallen lässt. Vertrauen macht alles leichter. Auch die Ehrlichkeit.
 

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