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Vom Segnen und Gesegnet-werden
Rolf Oeser / fundus-medien.de

Vom Segnen und Gesegnet-werden

Jessica Hamm
Ein Beitrag von Jessica Hamm, Evangelische Pfarrerin, Breithardt
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Der Gottesdienst ist fast zu Ende. Ich hebe meine Hände um den Segen zu sprechen. Als Pfarrerin segne ich ziemlich oft. Und ich tue es besonders gerne.

Den Segen verbinde ich mit einem Wunsch, den ich ausspreche, ohne ihn selbst erfüllen zu müssen. Ich darf es Gott überlassen, diesem Menschen das Gute zu tun, was ich ihm oder ihr von Herzen wünsche. Ich muss mir vorher überlegen, um was ich Gott wirklich bitten kann. Und ich hoffe darauf, dass Gott diesen Wunsch erfüllt. Das gilt übrigens nicht nur für mich, sondern für jeden Menschen. Segnen dürfen nämlich alle! Es gibt sogar in unserem Alltag noch Spuren davon. Das Abschiedswort „Tschüss“ ist eigentlich ein kleiner Reisesegen, denn das Wort kommt vom französischen „Adieu“ – wörtlich „zu Gott“.

Segensworte: Mehr als gute Wünsche

Wenn ich segne, sage ich oft Worte, mit denen schon Menschen in der Bibel gesegnet wurden. Zum Beispiel: „Gott segne dich und behüte dich“. Manchmal finde ich eigene Segensworte, die ich den Gesegneten gerade in diesem Moment wünsche. Dabei weiß ich, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen werden. Trotzdem kann ein Segen sehr gut tun, denn er zeigt und lässt hoffentlich spüren: Da meint es jemand gut mit mir. Bedingungslos.

Gesegnet werden tut gut

Selten kommt es vor, dass ich selbst gesegnet werde. Eigentlich schade, denn das berührt mein Herz jedes Mal. Für mich ist es eines der schönsten Gefühle der Welt. Vor allem, wenn ich merke, dass der Segen, der mir zugesprochen wird, von Herzen kommt. Manchmal braucht es dazu gar keine Worte. Das habe ich bei einer Taufe erlebt. Als ich die Hände zum Segnen hebe, ahmt mich der fünfjährige Täufling nach. Er hebt seine Hände und hält sie in meine Richtung. Den ganzen Segen lang lässt er sie oben. Das ist ungewöhnlich, normalerweise schauen die Menschen beim Segen unter sich und verschränken die Arme. Aber dieses Kind nicht. Es schaut mich mit den erhobenen Händen an. Von ihm fühle ich mich gesehen und gesegnet und komme aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

 

 

 

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