Die Kunst, sich anständig zu benehmen
Moderator/in: Nachher hat Bärbel Schäfer im Sonntagstalk einen interessanten Gast: Clemens Graf von Hoyos. Der ist Vorsitzender der Deutschen-Knigge-Gesellschaft. Damit ein anerkannter Fachmann für gutes Benehmen. Unter anderem wird er bei Bärbel von seinem Buch erzählen: „Anstand statt Ellenbogen: Wie Sie zu dem Menschen werden, dem Sie selbst gern begegnen möchten.“
Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Sind Benimm-Regeln so was wie die zehn Gebote des guten Umgangs?
Na ja. Das Spannende finde ich: Der Freiherr von Knigge war ja nicht in erster Linie ein Benimm-Onkel. Er war Humanist und der festen Überzeugung, dass wir uns als Menschen mit Respekt, Achtung und Wertschätzung begegnen sollten.
Deshalb hat er gesagt: Für einen respektvollen Umgang gibt es ein paar Regeln, an die man sich halten sollte. Und genau das gilt auch für die zehn Gebote: Die gibt es ja auch, weil Menschen nur dann gut zusammenleben können, wenn sie sich an bestimmte Regeln halten: Nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen. Das ist die Basis, natürlich auch für Adolph Knigge. Darüber hinaus meinte er: Ein respektvoller Umgang miteinander zeigt sich eben auch an bestimmten Umgangsformen.
Also ist die Frage, in welcher Reihenfolge man das Besteck bei Tisch benutzt, eigentlich gar keine typische Knigge-Frage?
Überhaupt nicht. Über so was hätte er sich eher geärgert. Erst die nachfolgenden Generationen haben aus ihm einen Anstandspapst gemacht. Es ging ihm um mehr als um bestimmte Sitten, die sich ja auch immer wieder ändern.
Übrigens hatte Jesus dieses Problem auch schon. Und hat deshalb gesagt: „Die Gebote sind für den Menschen da, nicht die Menschen für die Gebote.“ Sprich: Es geht immer um die Idee dahinter: Bei Jesus die Liebe, bei Knigge der respektvolle Umgang.
