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Spieße zu Nestern
Bild: Pixabay / Joan Greenman

Spieße zu Nestern

Dr. Ursel Wicke-Reuter
Ein Beitrag von Dr. Ursel Wicke-Reuter, Evangelische Pfarrerin, Vellmar
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In den Niederlanden haben Forscher ein seltsames Krähennest entdeckt. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normales Vogelnest. Aber wenn man genau hinsieht, stellt man fest: Das Nest besteht nicht aus Zweigen und Blättern, sondern aus lauter Vogelabwehrspießen.

Was ich von Krähen lernen kann

Die Krähen haben hunderte dieser spitzen Stacheln aus ihren Halterungen gezogen. Statt sich von der Vogelabwehr vertreiben zu lassen, haben sie sich komfortabel darin eingerichtet.

Krähen sind schlaue Tiere, das ist nichts Neues. Aber diese Geschichte hat mich doch beeindruckt. Die Krähen schaffen es, mit gefährlichen Hindernissen produktiv umzugehen. Und ich frage mich, ob sie uns am Ende sogar eine lange Nase zeigen. Machen sie sich lustig über unsere Versuche, ihnen das Leben schwer zu machen? Davon könnte man was lernen!

Nervige Hindernisse im Alltag

Wie oft rege ich mich auf, weil mir etwas in die Quere kommt oder weil mir jemand Steine in den Weg legt. Da fallen mir gleich hundert Sachen ein. Auf meiner Strecke zur Arbeit gibt es schon wieder eine Baustelle, das nervt. Die Poststelle um die Ecke hat die Öffnungszeiten geändert und ich stehe vor verschlossener Tür. Mein Päckchen schleppe ich wieder nach Hause. Ein Mitarbeiter, auf den ich gesetzt habe, sagt mir kurzfristig ab. Und ein einfaches Verfahren wird plötzlich mit viel Papierkram überfrachtet.

Mehr Aufmerksamkeit für das, was mich stärkt

Ein bequemes Nest baue ich mir aus all dem nicht. Aber vielleicht kann ich etwas entspannter mit diesen Hindernissen umgehen. Ich könnte versuchen, anders auf sie zu schauen. Zum Beispiel mit der Frage, ob in dem, was mir im Weg steht, auch was Sinnvolles drinsteckt.

Das setzt einen bestimmten Blick auf die Welt und auf das eigene Leben voraus. Statt mich an dem abzuarbeiten, was mir entgegensteht, richte ich die Aufmerksamkeit auf das, was möglich ist und was mich stärkt.

Eine biblische Haltung

Eine solche Haltung finde ich in der Bibel bei einem Briefeschreiber mit Namen Paulus. Er sagt:
„Denen, die Gott lieben, dient alles zum Guten.“ (Rm8,28).

Das heißt nicht: Gott regelt alles. Und auch nicht, dass alles einfach gut wird. Aber ich kann etwas anfangen mit der Idee. Aus der liebevollen Beziehung zu Gott einen hilfreichen Blick auf mein Leben mit zunehmen.

Ein hilfreicher Blickwechsel

Die Baustelle ist dann ein Anlass, das Auto stehen zu lassen und mit dem Rad eine Abkürzung zu nehmen. Das ist sogar gesund. Der Papierkram bringt mich dazu, endlich auf das digitale Büro umzusteigen. Vielleicht kann ich sogar hier und da mit Humor und Kreativität was richtig Gutes zustande bringen. Wie die Vögel in den Niederlanden, die mit ihrem ungewöhnlichen Nest berühmt geworden sind.

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