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Anpilgern
Bild: Kurt Bouda/Pixabay

Anpilgern

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Am vergangenen Samstag, dem 16. März, war es wieder so weit: anpilgern. Die hessischen Pilgervereine und Gesellschaften luden zu einem ersten Pilgertag in und um die Stadt Frankfurt ein. Seit fast einem Jahrzehnt machen sich vermehrt Menschen auf den Pilgerweg und die alte religiöse Tradition des Pilgerns erfährt eine Renaissance. Hape Kerkeling hat mit seinem viel gelesenen Buch „Ich bin dann mal weg“ diese Form der Erfahrung weit verbreitet. Und in der Tat: Pilgern ist wieder „in!“

Auf den Spuren von Bonifatius

Das Jahr 2019 verzeichnete einen Rekord von knapp 270.000 amtlich registrierten Pilgern auf dem Jakobsweg. Sicherlich ist der Jakobsweg der weltweit bekannteste Pilgerweg, aber auch durch und in Hessen gibt es viele Pilgerwege. Bis auf wenige Kilometer führt die Bonifatiusroute durch unser schönes Hessenland. Vor 20 Jahren wurde der Weg, auf dem der Leichnam des Hl. Bonifatius von Mainz nach Fulda gebracht wurde, als Pilgerweg ausgeschildert. Der Verein Bonifatiusroute feiert in diesem Jahr das 20-jährige Jubiläum und begeht dies am 5. Mai mit einem Konzert um 18 Uhr im Kloster Engelthal in Altenstadt, direkt an der Route gelegen.

Pilgern ist der Weg zu sich selbst

In früheren Zeiten pilgerten Menschen fast ausschließlich aus religiösen Motiven. Heute kommen aber weitere Beweggründe hinzu, so berichten Pilger davon, dass es darum geht, den Alltagsstress aus dem Kopf zu bekommen, sich von den Ablenkungen des Alltags zu lösen, sich selbst zu reflektieren und sich besser kennenzulernen. Aber auch um zu innerer Ruhe und Gelassenheit zu kommen und natürlich, um spirituelle Erfahrungen zu machen. Wissenschaftlich drückt der Soziologe Christian Kurrat das so aus: „Pilgern ist eine Art Statuspassage, die im alten sozialen Umfeld gründet und für ein neues Umfeld exerziert wird.“ Er hat Pilger befragt und das als zentrales Ergebnis seiner Studien festgehalten.

Pilgern ist Beziehungspflege zwischen Mensch und Gott

Menschen gehen nicht nur aus religiösen Gründen auf Pilgerschaft, sind aber bewusst oder unbewusst offen für ein religiöses Ritual. Pilgern ist dann mehr als Wandern, denn in der Monotonie des Gehens wendet sich die Aufmerksamkeit immer stärker nach innen. Vergangene Erlebnisse können hochkommen und dabei nach und nach verarbeitet werden. Schließlich wird man frei für neue Erkenntnisse und Perspektiven.

Auch die Bibel berichtet von einem Pilgerweg. Im Lukasevangelium (Lk 24, 13-35) wird die Geschichte der Emmausjünger erzählt. Zwei seiner Jünger sind nach Jesu Tod auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Sie sprachen über ihre Betroffenheit und all das, was sich beim Sterben Jesu ereignet hatte. Jesus gesellte sich zu ihnen. Sie erkannten ihn nicht. Doch er zeigte alte Schriften auf und schließlich erkannten sie ihn und auch, warum all das so geschehen musste.

Ich persönlich gönne mir immer wieder einmal kurze Auszeiten auf einem Pilgerweg, etwa der Bonifatiusroute. Probieren Sie es doch auch einmal aus.

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