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Fundsache Glück
Bild: unsplash / Richard Paquarella

Fundsache Glück

Dr. Ursel Wicke-Reuter
Ein Beitrag von Dr. Ursel Wicke-Reuter, Evangelische Pfarrerin, Vellmar
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Wenn ich im Urlaub am Strand entlangspaziere, sammele ich gern ein, was da so herumliegt: Muscheln, Steine, Holz, - unscheinbare Schätze. Ich hebe den Ast ohne Rinde auf, staune über seine Form, seine Stärke und wie glatt er ist.

Fundsachen am Strand - wertlos, aber schön!

Ich frage mich: Wie lang wurde er so bearbeitet von der See, von der Salzluft, vom Sand? 30 m weiter finde ich eine Feder. Sauber, glänzend, leicht. Und dann noch eine Scherbe, flaschengrün, matt und rundgeschliffen. Fundsachen, eigentlich wertlos. In meinen Augen sind sie aber schön.

Günter Grass: Glück ist eine Fundsache

Der Autor Günter Grass bringt sie in einem Gedicht sogar mit Glück in Verbindung.

„Das Glück, so heißt es, ist eine Fundsache“.

Was ist Glück und welchen Platz hat es in meinem Leben? Diese Frage beschäftigt viele Menschen.

Kann man Glück lernen?

Im Internet finde ich jede Menge Bücher dazu, Ratgeber mit den angeblich „besten Methoden glücklich zu werden“, aber auch Bücher aus Philosophie und Neurowissenschaft. Sogar ein Schulfach mit dem Thema Glück gibt es inzwischen.

Kann ich Glück lernen? Gibt es den Weg zum glücklichen Leben? Ja und Nein. Ja, weil ich durch die Art der Lebensführung dazu beitrage, dass ich zufrieden bin und es mir gut geht.

Und nein, weil aus meiner Sicht da noch etwas ganz Wichtiges fehlt: Glück ist nicht berechenbar. Und das genau ist das Besondere. Glück passiert.

Spontane Glücksmomente

Es gibt Glücksmomente im Leben, die tun sich einfach auf, ohne dass man damit rechnet.

Ich höre Musik und auf einmal trifft mich die Melodie mitten ins Herz. Für einen Moment vergesse ich alles um mich herum. Ich verschmelze mit dem Klang und mit dem Augenblick. Ein Glücksmoment.

Glück erlebe ich, wenn jemand mich in einer wichtigen Frage voll und ganz versteht.

Oder in der Familie: Die Kinder streiten ohne Ende, ein furchtbarer Lärm. Man kann es nicht mehr hören. Und dann hocken sie nebeneinander auf dem Fußboden und der Große hilft dem Kleinen die Eisenbahn aufzubauen. Darin den Glücksmoment sehen zu können, fällt einem zu.

Oder eine Pause im Tag, ich setze mich nur für ein paar Minuten hin. Auf einmal finde ich innerlich zur Ruhe, entdecke die Vögel, die in der Tränke spielen. Alles andere ist weit weg.

Glück bleibt eine Fundsache

Das Glück, so sagt Günter Grass, ist eine Fundsache. Meine kleinen Schätze vom Strand habe ich mit nach Hause genommen. Die Feder trage ich in meiner Handtasche bei mir. Ab und zu erinnert sie mich an diese Momente, in denen das Glück plötzlich vor meinen Füßen lag.

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