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Dreck-weg-Tag
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Dreck-weg-Tag

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Zum Spaziergang am Wochenende hab ich sie immer mal wieder dabei: meine Müllzange. Mich nervt es, wieviel Dreck auf den Wegen herumliegt, gerade auch am Rhein, an dem ich oft unterwegs bin. Plastikverpackungen, Papierschnipsel, vor allem aber viele Zigarettenkippen. Und die sind ja besonders gefährlich für die Umwelt, weil sie Flüsse und Trinkwasser vergiften. Rund 40 Liter Wasser werden durch eine weggeworfene Kippe verunreinigt. Also nehme ich die Müllzange mit zum Spaziergang, die ich mir vor ein paar Jahren im Baumarkt gekauft habe, und sammle den Dreck ein, der da so am Wegesrand liegt. Heute werde ich das ziemlich sicher tun, denn heute ist in Mainz der so genannte Dreck-weg-Tag. In Frankfurt ist kommende Woche eine „Clean-up-Aktion“. Da sind ganze Gruppen von Kindern und Erwachsenen unterwegs, mit Müllzangen und Mülltüten gehen sie auf die Jagd nach Plastik und Kippen. Am Rhein gibt es mittlerweile außerdem die so genannten „Rhine-clean-up“- Aktionstage, der nächste ist im September, und es gibt „Rhine-clean-up“-Aktionsgruppen. Denen schließe ich mich auch manchmal an. Zusammen macht das Müllsammeln noch mal mehr Spaß.

Selbst tätig werden, anstatt alles nur vom Staat zu erwarten

Aber ich bin auch immer wieder alleine mit Müllzange unterwegs. Ich denke mir: Wenn ich doch ohnehin am Fluss entlanggehe, kann ich nebenbei auch ein bisschen aufräumen. Aber ich gebe zu: Alleine Müllsammeln braucht etwas Mut. Die Leute gucken manchmal ein bisschen komisch. Klar, es gibt die Menschen, die den Daumen hochrecken und sagen: Klasse, dass Sie das machen! Aber ich wurde auch schon gefragt: Machen Sie das etwa freiwillig oder bekommen Sie dafür Geld? Oder: Warum machen Sie das, das ist doch Sache der Stadt, die müssten doch? Und ich denke mir dann: Wie schade, immer mehr wird vom Staat erwartet. Und auf den Staat geschimpft. Aber vieles können doch auch wir Bürgerinnen und Bürger einfach in die Hand nehmen. Erst recht, wenn es ohne viel Aufwand geht. Papierschnipsel oder Zigarettenkippen aufsammeln zum Beispiel.

Im Frühjahr genieße ich die Natur und will sie erst recht gut behandeln

Für mich ist das Müllsammeln wirklich bürgerliches Engagement. Und ebenso: christliches Engagement. Denn die Welt, die Schöpfung ist für mich Werk Gottes, Geschenk Gottes. Ein wirklich wunderbares Geschenk. Gerade jetzt im Frühjahr, wenn die ersten Knospen an den Bäumen und Sträuchern hervorkommen, da genieße ich die Natur und die Schöpfung ganz besonders. Und dann will ich erst recht gut mit ihr umgehen, sie bewahren.

So, lieber Baum, jetzt bleibt das Wasser, das du trinkst, sauber!

Ich fühl mich auch verbunden mit dieser Schöpfung. Es klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber: Wenn ich rund um einen Baum die Zigarettenkippen einsammle, dann erwisch ich mich dabei, wie ich sage: So, lieber Baum, jetzt hab ich für dich das giftige Zeug weggeräumt, jetzt bleibt das Wasser, das du trinkst, sauber. So wird aus einem Spaziergang mit Müllzange sogar eine Art fromme Übung. Und eine Erfahrung mit Gott und Gottes Schöpfung.

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