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Lydia und der Weltfrauentag
Bild: Stefan_Schweihofer_pixabay

Lydia und der Weltfrauentag

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Was wäre die Weltgeschichte ohne die Frauen! In den Geschichtsbüchern werden sie oft immer noch vergessen und verdrängt. Dabei sind oft sie es, die die entscheidenden Schritte in der Geschichte gegangen sind. Auch in der Geschichte des Christentums übrigens. Heute, am Weltfrauentag, möchte ich an eine Frau besonders erinnern. An Lydia. Von ihr haben vermutlich die wenigsten gehört. Dabei war sie der erste Mensch in Europa, der den christlichen Glauben angenommen hat. Die Bibel erzählt in der Apostelgeschichte folgendermaßen von ihr:

Eine wohlhabende, unabhängige Purpurhändlerin

„Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyátira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da.“ (Apostelgeschichte 16,14-15)

Ihr Haus war offen für die ersten Christen in Europa

Die erste Christin Europas lebte in Philippi in Griechenland und war eine angesehene, wohlhabende und unabhängige Frau. Die Bibel beschreibt Lydia nicht als Frau von irgendwem, sondern als Purpurhändlerin, als eigenständige Geschäftsfrau also. Und es ist die Rede davon, dass alle aus ihrem Haus getauft wurden, außerdem lädt sie Paulus und seine Begleiter dann in ihr Haus ein. Später in der Apostelgeschichte heißt es auch noch einmal, Paulus kehrt in das Haus von Lydia zurück und trifft dort andere Christen. Sie war also die Vorsteherin des Hauses – und manche aus der Bibelwissenschaft gehen davon aus: Sie war wohl auch die Leiterin der ersten christlichen Gemeinde dort. Sie hat ihre Türen geöffnet für die christlichen Missionare aus Asien – und ihr Haus blieb offen für die ersten Menschen in Europa, die den christlichen Glauben angenommen haben und sich treffen und miteinander reden und feiern wollten.

Eine evangelische Gemeinde in Frankfurt hat sich nach ihr benannt

Die Purpurhändlerin Lydia. Sie ist also eine wirklich wichtige Frau der Weltgeschichte. Auch in den Kirchen wird sie immer bekannter – in Frankfurt hat sich eine evangelische Gemeinde nach ihr benannt und sagt: Lydia, diese unabhängige und gastfreundliche Christin, ist uns ein Vorbild.

Doch Frauen sind weltweit immer noch benachteiligt

Auch mir ist diese Lydia ein Vorbild – in meiner katholischen Kirche ist sie auch eine Heilige, ihr katholischer Gedenktag ist am 3. August. Aber auch heute denke ich besonders an sie, am Weltfrauentag. Frauen sind in so vielen Ländern bis heute noch abhängig von Männern und benachteiligt, auch bei uns sind sie nicht in allen Bereichen gleichberechtigt und frei zu arbeiten, wie und wo sie möchten. Natürlich auch nicht in meiner römisch-katholischen Kirche. Frauen sind dort immer noch von den Weiheämtern ausgeschlossen. Immerhin: als Gemeindeleiterinnen werden sie zumindest in Deutschland wiederentdeckt. Der Purpurhändlerin Lydia würde es mit Sicherheit gefallen.

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