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Einfach mal anders machen
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Einfach mal anders machen

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Für alle, die sich zu Neujahr eine radikale Veränderung vorgenommen haben und sie nach drei Wochen noch nicht geschafft haben, habe ich heute einen Trost: Radikale Veränderungen, bei denen jemand sprichwörtlich vom Saulus zum Paulus wird, sind eher selten. 

„Jemand wird vom Saulus zum Paulus“

Heute erinnern die Kirchen an so eine radikale Veränderung: die Bekehrung des Saulus. Er war ein gebildeter Jude; die neue Bewegung der Christen bekämpfte er mit aller Kraft. Eines Tages war Saulus auf dem Weg nach Damaskus, um auch dort gegen die Christen vorzugehen. Unterwegs passierte es: Er wurde vom Blitz getroffen und hatte eine Vision. Die Bibel beschreibt in der Apostelgeschichte, wie Saulus sein Leben radikal änderte (Apostelgeschichte 9): Von diesem Tag an bekehrte er sich und wurde Christ. Ab sofort verkündete er: Jesus Christus ist Gottes Sohn. Wer an ihn glaubt, wird von Gott gerettet. Und auf diese radikale Umkehr bezieht sich die Redensart „jemand wird vom Saulus zum Paulus“. 

Schritt für Schritt auf dem Weg zur Veränderung

Aus meiner Erfahrung heraus ist es eher selten, dass jemand seine grundsätzlichen Ansichten in so kurzer Zeit so radikal ändert, aber es gibt solche Entscheidungen. Meistens ist so eine Veränderung aber eher ein längerer Prozess; oft begleitet von vielen Gesprächen und Diskussionen.

Ich finde, beide Wege haben ihre Berechtigung. Für Saulus – der später nur noch Paulus genannte wurde – war eine 180-Grad-Wendung sein Weg. Für jemand anderen entwickelt sich der Weg zur Veränderung vielleicht mehr Schritt für Schritt.

Paulus selbst hat damals den neuen Christengemeinden erklärt, was es bedeutet, Christ zu sein. Und manchmal waren seine Forderungen radikal. Seine Briefe sind heute Teil der Bibel und ihre Botschaft ist immer noch wichtig für Christinnen und Christen.

Es ist nie zu spät für einen Neuanfang

Fast 1500 Jahre nach Paulus hat ein Gedanke von ihm eine Veränderung in Gang gesetzt, die bis heute andauert: Als Martin Luther den Brief des Apostels Paulus an die Römer gelesen hat, wurde ihm klar: Gott rettet aus Gnade. Der Glaube allein genügt, es braucht keine guten Taten. Für Luther war das der Anlass, Veränderungen in der Kirche zu fordern.

Zuerst wollte Luther nur die theologischen Auffassungen seiner Zeit diskutieren und korrigieren. Im Laufe der Jahre hat er aber seine Haltung weiter verstärkt - bis hin zur Trennung von der katholischen Kirche. Ein Beispiel für eine große Veränderung, die gerade nicht mit einem Blitz vom Himmel kam.

Für mich heißt das: Überzeugungen und Gewohnheiten können mindestens auf zweierlei Art verändert werden:  radikal von jetzt auf gleich - oder langsam reifend über Jahre hinweg. In beiden Fällen können die Veränderungen sehr grundsätzlich und lebensverändernd wirken. Mich tröstet: Es ist also nie zu spät für einen Neuanfang.

 

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