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Tag der Handschrift
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Tag der Handschrift

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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In unserem Flur hängen sie tatsächlich noch an einer langen Schnur: die Weihnachtskarten. Eigentlich müsste ich sie langsam mal abhängen, aber ich war noch nicht dazu bereit, denn sie sind mir wichtig. Viele haben schöne Motive und fast alle sind mit Hand geschrieben.

Natürlich bekomme auch ich inzwischen einige Weihnachtsgrüße per Mail oder Messenger, aber jedes Jahr freue ich mich besonders über die handschriftlichen Karten. Ich freue mich überhaupt das ganze Jahr sehr über handschriftliche Grüße zu den unterschiedlichen Anlässen. 

In den Handschriften zeigt sich ein Teil des Charakters

Ein handschriftlicher Gruß zeigt mir: Jemand hat eine Karte oder ein schönes Papier ausgewählt, sich in Ruhe hingesetzt, und dabei an mich gedacht. Und noch etwas gefällt mir daran: Jede Karte, jeder Brief hat eine eigene Handschrift.

Darüber denke ich nach – heute, am Tag der Handschrift. Ich staune über die unterschiedlichen Schriftarten und denke: Sie zeigen sehr deutlich, wie verschieden wir Menschen sind. Jede und jeder meiner Freundinnen und Bekannten hat eine eigene Handschrift. Oft zeigt sich in den Handschriften ein Teil des Charakters: von künstlerisch-chaotisch bis akkurat-ordentlich. Auch einige alte Schriften sind dabei – etwas zittrig inzwischen, aber noch gut erkennbar und für mich eindeutig zuzuordnen. 

Weil es mir besonders wichtig war

Die Handschrift ist etwas ganz Individuelles. Darum wird auch bis heute oft eine handschriftliche Unterschrift verlangt. Im Zweifel kann dann ein Graphologe, ein Spezialist für Handschriften, erkennen, ob wirklich ich diese Unterschrift geleistet habe - oder ob sie gefälscht wurde.

In der Handschrift drückt sich auch sonst ganz viel aus: Ob ich eilig etwas notiert habe, oder ob ich in Ruhe etwas besonders schön schreiben wollte - weil es mir besonders wichtig war.

Diese wunderbare Vielfalt drückt sich in ihr aus

So hat es wohl auch John Hancock gesehen: Er war der Mann, der am 4. Juli 1776 als erster die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet hat - mit einer 13 Zentimeter großen Unterschrift. Durch die Größe der Unterschrift wollte er vermutlich sichtbar machen, wie wichtig ihm diese Erklärung ist. Und deshalb wird heute, an seinem Geburtstag, der „Tag der Handschrift“ begangen.

Für mich als Christin wird in den unterschiedlichen Schriftarten sichtbar: Gott hat jeden Menschen als einzigartiges Individuum geschaffen. Jede und jeder hat eigene Stärken und Talente. Und diese wunderbare Vielfalt drückt sich auch in der Schrift aus.

Ein kurzer lieber Gruß

Ich wünsche mir deshalb: Die Handschrift soll weiter gepflegt werden. Auch wenn die digitale Kommunikation in vielen Bereichen praktisch und sinnvoll ist: Ich fände es schade, wenn die Handschrift ganz verloren ginge. Und ich hoffe, diese Erkenntnis setzt sich auch in den Schulen durch.

Heute nehme ich mir also die Zeit und schreibe eine Grußkarte mit der Hand. In diesem Fall wird es eine Geburtstagskarte für einen lieben Menschen. Aber bestimmt bekommt im Lauf dieses Jahres auch jemand einfach so einen kurzen lieben Gruß von mir. In meiner ganz eigenen Handschrift.

 

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