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Perfektionismus lähmt
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Perfektionismus lähmt

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Perfektionismus lähmt,“ hat einmal Winston Churchill gesagt. Er war der wohl bedeutendste britische Staatsmann des 20. Jahrhunderts und hatte entscheidenden Anteil an dem Sieg der Alliierten über Nazi- Deutschland im 2. Weltkrieg. Churchill war ein umfassend gebildeter Mann, der 1953 den Nobelpreis für Literatur bekam. Immer wieder prägte er auch nachdenkenswerte Zitate. Und dieses eben gefällt mir besonders: „Perfektionismus lähmt“. Ich muss gestehen, ich bin niemals perfektionistisch gewesen, weder in der Schule, noch im Studium und ich glaube auch nicht im Beruf. In der Schule haben mir durchschnittliche Leistungen ausgereicht, das Studium lief überraschender- weise auch ohne großes Engagement ziemlich gut, obwohl ich meine Studienzeit ziemlich ausgekostet habe, und meinen Beruf versuche ich so gut zu machen wie ich es kann, gestehe mir aber auch Fehler und Misserfolge zu.

Ich glaube, ich muss auch gar nicht perfekt sein

Vielleicht mache ich aus meiner Mittelmäßigkeit eine Philosophie, aber ich glaube: Perfektionismus ist weder etwas besonders Menschliches noch etwas Christliches. Ich mache Fehler: manchmal durch meinen aufbrausenden Charakter, manchmal vergesse ich etwas, und wenn ich etwas Handwerkliches machen soll, spüre ich sofort meine zwei linken Hände. Aber ehrlich gesagt nervt mich das nicht besonders, ich weiß, dass ich andere Dinge dafür ganz gut kann. Und ich glaube, so geht es vielen irgendwie.  „Nobody`s perfect“, und ich glaube, ich muss es auch gar nicht sein.

Die Freunde Jesu waren auch keine Perfektionisten

Schon gar nicht vor Gott: Wenn ich mir anschaue, was für Leute sich Jesus ausgesucht hat, um seine Kirche aufzubauen, dann waren das sicher keine Perfektionisten. Einfache Fischer, die oft genug gar nicht alles verstanden haben, was Jesus ihnen gesagt hat, die ganz offen ihr Geltungsbewusstsein gezeigt haben und die besten Plätze neben Jesus im Himmel wollten. Der Apostel Petrus hat Jesus sogar versprochen, treu bis in den Tod zu bleiben, aber als Jesus dann von Soldaten festgenommen wurde, hat er ihn verleugnet. Die Freunde Jesu waren sicher vieles, aber keine Perfektionisten.

Fehlermachen ist einfach nur menschlich

Und ich glaube, dass es einen Grund hat, warum die Bibel uns vom Versagen der Apostel erzählt. Ich glaube Gott hat die Menschen mit Fehlern und Schwächen gewollt, damit man lernt, mit den Schwächen anderer barmherzig zu sein. Menschen, die ihre eigenen Fehler sehen, sind oft auch großzügiger, wenn andere Fehler machen. Fehlermachen, nicht perfekt sein, ist einfach nur menschlich. „Perfektionismus lähmt“, vor allem meine Menschlichkeit.

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