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Ein Kind statt eines Königs finden
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Ein Kind statt eines Königs finden

Claudia Biester
Ein Beitrag von Claudia Biester, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg
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Von manchen Menschen wird gesagt, dass sie nach den Sternen greifen. Wer nach den Sternen greifen will, traut sich was, das eigentlich über das Erreichbare hinausgeht. Wer nach den Sternen greifen will, hat Hoffnung, dass es sich lohnt, einen Weg zu gehen, etwas einzusetzen und aufzubrechen.

Sternenkundige machen sich auf den Weg

All das trifft auch auf die zu, denen der heutige Tag gewidmet ist: die heiligen drei Könige. Eigentlich waren sie wohl eher Magier, Gelehrte, Himmelskundige. Von ihnen wissen wir durch das Matthäusevangelium. Was dort ursprünglich auf Griechisch steht, übersetzt Martin Luther mit dem Begriff „Weise“. Sie kommen aus dem Morgenland. Dieser alte Ausdruck trägt eine Ahnung von Zukunft in sich. Das Morgenland liegt in der Richtung, wo der Morgen herkommt, der neue Tag; dort, wo die Sonne aufgeht.

Sterndeuter auf dem Weg zum König

Die Weisen, so steht es im Evangelium, haben einen neuen Stern gesehen. Und das bedeutet: Ein neuer König ist geboren. Sie machen sich auf zu ihm. Sie folgen dem Stern, er gibt die Richtung an.

Sie nehmen Geschenke mit und bestimmt auch ein Zelt und Wasser, etwas zu Essen. Und ich stelle mir vor, unterwegs waren sie immer wieder irgendwo zu Gast.

Matthäus erzählt: Sie fragen sich durch, sogar in Jerusalem, bei König Herodes. Doch der will keinen neuen König als Konkurrenten haben und Gutes wünscht er ihm schon gar nicht. Den Weisen sagt er scheinheilig: „Sagt mir doch Bescheid, wenn ihr den neuen König gefunden habt. Damit ich auch hingehe und ihn anbete.“ Ja, ja …!

Sie finden ein Kind

Die Weisen ziehen weiter. Dann bleibt der Stern stehen. Sie sind angekommen. Aber dort, an ihrem Ziel, ist kein König, wie sie ihn erwartet haben mögen. Sie finden ein Kind. Das kleine Jesuskind im Arm seiner Mutter. Ein Kind, das wie alle Kinder von Anfang an Hoffnung und Zukunft und auch jede Menge Erwartungen in sich trägt.

Spüren die Weisen Gott in diesem Kind? Offensichtlich. Matthäus schreibt: Sie fallen nieder und beten das Kind an. Auch schenken sie dem Kind, was sie mitgebracht haben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Die Weisen wissen vom Sternenhimmel, sie wissen von Träumen und sie wissen von Realität. Natürlich verraten sie König Herodes nicht, wo sie das Kind gefunden haben, sondern sie gehen auf einem anderen Weg nach Hause.

Ein Stern für Gottes Botschaft

Warum mag ich eigentlich diese Geschichte so gerne? Ich mag die Neugier und die Hoffnung der Weisen, die sie aufbrechen lässt. Ich mag, dass sich das Suchen lohnt, und dass es möglich ist, ein Kind statt eines Königs zu finden. Und dass für dieses Kind ein neuer Stern aufgegangen ist. Und ich mag, was von Gott erzählt wird: Gott wurde Mensch, verwundbar und zart. Ich mag auch, was die Weisen tun, nachdem sie das Kind gefunden haben: Sie gehen wieder nach Hause. Für mich bedeutet das: Menschen können in ihrem eigenen Leben, vor Ort, zu Hause, im Alltag voll Hoffnung und Zukunft leben.

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