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Ein guter Stern fürs neue Jahr
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Ein guter Stern fürs neue Jahr

Ksenija Auksutat
Ein Beitrag von Ksenija Auksutat, Evangelische Pfarrerin, Stockstadt
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Eine Sternschnuppe am Himmel war mein großes Glück in einer Nacht vor vielen Jahren. Da war ich 12 Jahre alt. Ich hatte gehört: Zu einem bestimmten Zeitpunkt kann man Sternschnuppen beobachten. Ein Asteroidenschwarm berührte damals die Umlaufbahn der Erde. Ich hatte mit meinen Eltern verhandelt, damit sie mir an einem Samstagabend erlaubten, Sternguckerin zu werden. Eingewickelt in einer Decke lag ich spätabends auf einer Gartenliege und schaute in den Nachthimmel.

Fünf Sternschnuppen auf einmal

Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Immer mehr Sterne tauchten auf. Ich traute mich kaum zu blinzeln, damit ich auch bestimmt nichts verpasse. Dann passierte lange nichts Besonderes und ich wurde müde. Bis endlich weit oben ein Lichtpunkt erschien. Immer heller wurde er, bewegte sich schnell in einem langen Bogen Richtung Erde und zog eine feine Lichtspur hinter sich her. Da war sie: meine erste Sternschnuppe. Es folgten noch vier weitere. Hochzufrieden ging ich zurück ins Haus. Fünf Sternschnuppen! Das fand ich großartig.

Die Milchstraße in den Bergen

Später habe ich was Ähnliches mit meinen beiden Patenkindern in den Bergen erlebt. Da waren die Mädchen auch zwölf, so wie ich bei meinen ersten Sternschnuppen. Weil der Himmel klar war und kaum Lichtquellen in der Nähe, sahen wir sogar die Milchstraße. Und viele Sternschnuppen. Das war zauberhaft. 

Sternkundig sein heißt heute, etwas von Physik verstehen

Ein Stern hat Spuren hinterlassen. Denn eins der Mädchen studiert jetzt Physik. Sie möchte Astrophysikerin werden. Sie erzählt mir begeistert von den Sternen, von der weiten Entfernung. Sie sagt: die Größe unserer Galaxie zeigt, wie winzig wir im Vergleich sind. Sie weiß: Die Sterne stehen nie still, sie umkreisen das galaktische Zentrum der Milchstraße und verändern sich dabei unentwegt. Das möchte sie erforschen. Damit reiht sie sich ein die lange Kette von sternenkundigen Menschen. Die gibt es seit Jahrtausenden. Dazu gehören auch die Heiligen Drei Könige, die Weisen aus dem Morgenland, die gestern ihren Gedenktag hatten. Ihre Geschichte und meine wunderbaren Sternschnuppen-Erfahrungen machen mich neugierig: Was haben die Menschen seit Urzeiten bei den Sternen gesucht, und was haben sie gefunden?

Musik

Uraltes Menschheits-Wissen über den Sternenhimmel

Schon seit alters her haben Menschen bei den Sternen Orientierung gesucht. Für ihr Leben mit der Natur und den Jahreszeiten. Aber auch für den Sinn hinter allem, hinter dem Lauf der Welt. Unsere Vorfahren haben also schon vor Jahrtausenden die Himmelsphänomene erforscht. Sie waren Vorläufer heutiger Astronominnen und Astronomen. Sie haben erkannt: Bestimmte Sternbilder zeigen sich zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Damit konnten sie das Jahr einteilen. Bald wussten sie unabhängig vom Wetter, wann die dunkle Jahreszeit zu Ende geht und der Frühling kommt, also die Zeit für die Aussaat des Getreides gekommen war. Dafür gab es schon in der Steinzeit Bauten und Einrichtungen zum Sternegucken und Sonne beobachten. Stonehenge, der gigantische Steinkreis in England, ist ein Beispiel. Er und andere vorgeschichtliche Steinkreise waren wie ein Kalender, mit den man die Zeit durch die Lücken in den Steinen ablesen konnte.

Die Himmelsscheibe von Nebra

Sonne, Mond und Sterne zeigt auch die berühmte Himmelsscheibe von Nebra, sogar in Gold. Als sie vor fünfundzwanzig Jahren in Sachsen-Anhalt gefunden wurde, war das eine Sensation. Sie ist 3600 Jahre alt. Die runde Metallplatte stellt weltweit zum ersten Mal astronomische Phänomene da, Tag- und Nachthimmel gleichzeitig. Und dann erzählt sie noch was, über die Naturkunde hinaus: Geschichten, die wir nur zu Teil verstehen. Auf der Scheibe erscheinen Schiffe in nächtlicher Fahrt. Die Menschen sehen sich unterwegs zwischen Himmel und Erde. Solche Legenden und Geschichten muss es auch rund um riesigen Steinkreise wie Stonehenge gegeben haben. Die Geschichten dazu kennen wir nicht. Aber es sind auch Erfahrungen mit Göttern und mit Gott. Naturwissenschaft und religiöse Vorstellungen waren damals und noch lange vermischt. Die Menschen haben beides gemacht: Die Natur exakt beobachtet und zugleich die Welt religiös gedeutet, über den Sinn des Lebens nachgedacht.

Astronomie und Astrologie

Der Rat von Sterndeutern war früher auch gefragt, wenn es Ungewöhnliches am Himmel gab, wie eine Sonnenfinsternis oder ein Komet. Man glaubte: Diese Himmelsphänomene bedeuten etwas für das Leben der Menschen.

Ich persönlich glaube nicht, dass das in den Sternen steht. Aber ich habe Respekt vor den Geschichten rund um Himmel und Sterne, die ja tief zur Seele sprechen und einen bewegen, wenn man in den Sternenhimmel schaut. Ich liebe die biblische Geschichte von den weisen Sternkundigen, die einen großen Stern sahen und daraus folgerten: Ein wichtiger Mensch wird geboren. In der Tradition dieser Sterndeuter wird bis heute Dreikönigstag gefeiert. Sternsinger ziehen in diesen Tagen durch die Straßen. Ihnen geht es darum: Das neue Jahr soll unter einem guten Stern stehen. Dafür vertrauen sie auf den Himmel, auf Gott. Und werden auch selbst tätig.

Musik

Kinder bewirken was für die Welt als Sternsinger

In vielen Regionen ziehen gerade Kinder als Sternsinger von Haus zu Haus. Sie sind manchmal verkleidet als "Heilige drei Könige" und sie singen und beten dafür, dass es ein gutes Jahr wird für die Menschen, die in den Häusern wohnen. Und dann malen sie die Buchstaben C, M und B als Segenszeichen an die Haustüren, vor denen sie singen. Die drei Buchstaben stehen als Abkürzung für den lateinischen Satz: Christus mansionem benedicat. Das heißt auf Deutsch: Christus segne dieses Haus. Das wünschen die Sternsinger allen, die dort ein- und ausgehen.

Was C M B heißt

Gleichzeitig erinnert die Abkürzung C M B aber auch an die Sternenkundigen aus der Bibel. Dort werden sie zwar einfach als "Weise aus dem Morgenland" bezeichnet. (Matthäus 2,1) In der Tradition erhielten sie aber Namen: C steht für Caspar, M für Melchior und B für Balthasar, C plus M plus B, so steht es heute wieder über vielen Türen von Kirchen und Wohnhäusern.

Ein Stern zeigt den Weg zu Jesus

Das Matthäusevangelium erzählt: Diese Sterndeuter machten sich auf, weil sie eine besondere Konstellation am Nachthimmel wahrgenommen hatten. Daraus folgerten sie: Ein Mensch wird geboren. Einer, der so wichtig ist, dass es den Lauf der ganzen Welt verändert. Diesen Menschen wollten sie sehen und ihm ihre Ehrerbietung zeigen. Deshalb laufen sie zum Stall in Bethlehem. Sie bringen Geschenke mit: Gold, Myrrhe, eine Heilpflanze, und Weihrauch, der in heiligen Zeremonien entzündet wird. Im Stall angekommen finden sie dann: Jesus. Ein Kind, das tatsächlich das Leben der Menschen und die Welt verändert, so wie es die Weisen am Sternenhimmel erkannt haben.

Alle Kinder sollen den Himmel und die Sterne bewundern - ohne Hunger 

Wenn in sich diesen Tagen Sternsinger auf den Weg machen und Segen in die Häuser bringen, erinnern sie damit an Jesus, an seine Botschaft und an das Gute, was er für die Menschen getan hat. Und mehr noch: Sie nehmen sich Jesus zum Vorbild und setzten sich dafür ein, dass alle Menschen ein gutes Leben haben. Deshalb sammeln Spenden für Hilfsprojekte in Lateinamerika. Mit dem Geld kümmert man sich dann vielen Orten um die Gesundheit von Kindern, und dass sie etwas lernen können, in die Schule gehen können, ohne Hunger.

Was eine angehende Astrophysikerin sagt

Meine Patentochter, die von den Sternen so fasziniert ist, war früher selbst Sternsinger. Heute möchte sie Astrophysikerin werden und sagt: "Wenn man in den Himmel schaut und die Größenordnung dort sieht, dann fühlt man sich hier auf Erden klein und unbedeutend. Aber wenn im Weltraum aus winzigen einzelnen Teilchen so etwas Großes wie ein Stern entstehen kann, ich denke, dann können auch Menschen auf Erden durch viele kleine Taten Großes bewirken."

Die Welt verstehen und den Menschen beistehen

Sternenkundige Menschen heute helfen mit ihrer Wissenschaft, die Welt besser zu verstehen. Und die Weisen aus der Bibel, die aufgebrochen sind, um Jesus zu finden zeigen mir: Gott ist da, manchmal im ganz Kleinen. Wie gut, dass das die Sternsinger zeigen. Mit ihren Segenswünschen und ihrem Einsatz für Kinder.

 

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