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Hoffnung – leise
Bild: medio.tv / Rolf Oeser

Hoffnung – leise

Jens Haupt
Ein Beitrag von Jens Haupt, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Es ist lauter geworden. Vor allem, wenn Menschen ihre Meinung öffentlich von sich geben. Es ist nicht mehr die Meinung sagen, sondern brüllen, schreien. In den sozialen Netzwerken - oder soll ich lieber sagen soziale Hetzwerke? - spielt sich das Gleiche ab. Schrill, laut, grell und immer wieder über die Anstandsgrenze. 

Von nix ne Ahnung, aber dazu ne feste Meinung

Es passt schon, was man so sagt: Von nix ne Ahnung, aber dazu ne feste Meinung. Nachdenkliche Töne, gar Selbstkritik höre ich selten. Und dass jemand sagt, die eigene Meinung habe sich geändert, noch seltener. Was passiert, wenn sich die Kirchen ins Getümmel der Meinungen stürzen? 

Müssen Christ*innen immer leise sein?

Viele kennen Christen eher als vorsichtige, leise Meinungsmacher. Aber dürfen Christen nicht laut werden? Müssen gläubige Menschen sich immer in Zurückhaltung üben? Zum lauter werden gäbe es ja genug Gründe beim Zustand unseres Landes und der Welt. Christen und Christinnen müssen sich allerdings keine Gedanken über Lautstärke machen, sondern darüber, was unbedingt gesagt werden muss.

Hoffnung verbreiten statt Meinungen

Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn euch jemand nach der Hoffnung fragt, die in euch ist. So lese ich einen Vers im 1. Petrusbrief (1. Petr. 3,15). Es geht nicht um Meinung, sondern um Hoffnung. Meinungen gibt es viele, auch unter Christen und Christinnen. Und wenn es darum geht Rede und Antwort zu stehen, dann kann es nur um Hoffnung gehen. Das ist für mich eine genaue Dienstbeschreibung für Christinnen und Christen. 

Um welche Hoffnungen es geht

Seid stets bereit - und Rede und Antwort - und Hoffnung: Wir sind so immer im Dienst. Und die Hoffnung ist groß. Größer als die Ängste und Befürchtungen. Das ist die Hoffnung auf Gottes Liebe auch über unser Sterben hinaus. Die Hoffnung auf Frieden, weil Menschen Frieden schließen können. Das ist die Hoffnung auf Gerechtigkeit, weil Menschen immer schon ein Gefühl in sich tragen, wo Ungerechtigkeit beginnt und was man dagegen tun kann. Und bestimmt ist es so, wie ich es auf einer Postkarte gelesen habe: Während die Welt „nein“ schreit, ist die Hoffnung die leise Stimme, die „vielleicht“ flüstert.  
 

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