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Bittere Zeiten
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Bittere Zeiten

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Manchmal gibt es bittere Zeiten - auch für gute Freunde. So wie für Petrus und Jesus. Einige Wochen, bevor Jesus gekreuzigt wurde, sagte Petrus noch: „Ich stehe immer zu Dir, Jesus“.

Sich aufeinander verlassen können, zeichnet eine gute Freundschaft aus

Das zeichnet ja gute Freundschaften aus: Sich immer aufeinander verlassen können, nicht nur, wenn alles gut läuft im Leben. Jesus hat sich sicherlich über dieses Versprechen gefreut, aber wahrscheinlich hat er damals schon geahnt: Petrus meint das zwar ernst! Aber in einer echten Notsituation lässt er mich wohl trotzdem hängen. Deshalb antwortet er Petrus: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich verleugnen.

Jesus wird gefangen genommen

Und so kommt es einige Zeit später auch: Als Soldaten Jesus gefangen nehmen, läuft Petrus hinterher. Er setzt sich in den Hof vor das Gericht, wo Jesus gefangen ist. Er muss wissen, was mit seinem Freud geschieht. Eine Frau sagt zu ihm: „Du gehörst doch auch zu Jesus und bist einer von den Unruhestiftern“.

Petrus verleugnet seinen Freund Jesus

Schroff entgegnet Petrus: „Ich weiß nicht, wovon Du sprichst. Ich kenne den gar nicht“. Da kräht der Hahn, so wie Jesus es vorausgesagt hat. In diesem Moment weiß Petrus, was er getan hat. Er schämt sich, dass er seinen Freund Jesus verleugnet hat und er weint bitterlich. Ob Jesus ihm das verzeihen kann?

Kann Jesus Petrus verzeihen?

In der Bibel bleibt das offen. Allerdings: Nachdem Jesus auferstanden ist, gibt er Petrus den Auftrag, den Menschen von Gottes Liebe zu erzählen. Und der nimmt den Auftrag an. Diese Geschichte legt nahe, dass die Verleugnung nicht das Ende der Freundschaft zwischen Jesus und Petrus war.

Bevor man eine Freundschaft aufgibt, sollte man den Blick darauf weiten

Ich weiß nicht, ob ich das könnte - jemanden verzeihen, auf den ich in einer Notsituation nicht zählen konnte. Zumindest kann ich so jemandem dann nicht mehr recht vertrauen. Aber ich nehme aus der Geschichte mit: Bevor ich eine gute Freundschaft nach so einem Fehler endgültig aufgebe, möchte ich das bedenken: Wenn ein Freund seinen Fehler wirklich bereut, beurteile ich ihn nicht nur von dieser Enttäuschung her. Auch wenn es schwerfällt: Ich versuche meinen Blick zu weiten- vor allem auch auf die guten Zeiten unserer Freundschaft.Vielleicht ist dieser Blick ein erster Schritt zu einem Neuanfang.

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