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Gemeinsam Essen
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Gemeinsam Essen

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Ein wohlschmeckendes Gericht zuzubereiten ist nicht nur für Köchinnen und Köche in Restaurants eine Herausforderung. Auch für mich, wenn ich meine Familie zum Essen einlade. So viel ist zu heutzutage zu beachten.

Für andere Kochen kann eine Herausforderung sein

Meine Nichte ist Vegetarierin. Meine Schwester isst nur vegan. Nach langem Überlegen habe ich mich für ein indisches Gericht entschieden mit Reis, Linsen und Gemüse. Leider habe ich auch eine Zwiebel dran geschnitten. Als das Essen auf den Tisch steht, sagt mein Neffe: „Das esse ich nicht. Du weißt doch, dass ich eine Zwiebelallergie habe. „Nein“, denke ich wütend, „das wusste ich nicht“.

Aber ich tröste ich mich und sage mir: Dieses Problem kann ich ja lösen. Vor der nächsten Einladung muss ich eben die Lebensmittel-Unverträglichkeitengenau abfragen.

Es sitzen nicht immer nur Gleichgesinnte am Tisch

Schlimmer ist es, wenn die Menschen, mit denen ich esse, miteinander nicht verträglich sind: Wenn am Tisch der Klima-Wandel-Leugner neben der Umweltaktivistin sitzt, der AfD-Wähler neben der strengen Muslima, oder Fans von Florian Silbereisen neben Heavymetal Liebhabern.

"Christsein heißt miteinander essen können"

Der katholische Theologe Franz Mußner hat einmal treffend formuliert: „Christsein heißt miteinander essen können“. Jesus hat es vorgemacht: Er hat mit Zachäus gegessen, den niemand mochte, weil er als Zolleintreiber den Leuten viel zu viel Geld abgeknüpft hat. Er hat auch mit Judas gegessen. Und das, obwohl er schon wusste: Judas wird mich verraten.

In der Bibel gibt es den Satz: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“ (Römer 15,7) Der gilt besonders, wenn es ums gemeinsame Essen geht und Menschen am Tisch sitzen, die nicht miteinander verträglich sind.

Man muss nicht einer Meinung sein, aber wir sollten respektvoll miteinander umgehen

In solchen Momenten tut es mir gut, mich an diesen Satz zu erinnern: Christus nimmt mich an: Das heißt erstmal: Ich bin auch ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Nicht jedem gefällt mein Gesicht und meine Meinung. Aber Gott nimmt mich an, obwohl ich nicht immer seinen Vorstellungen entspreche. Dieses Vertrauen hilft mir dann, auch andere anzunehmen. Natürlich muss ich dazu nicht mit ihnen einer Meinung sein. Aber wir können respektvoll miteinander reden, Argumente austauschen. Und miteinander essen – trotz mancher Unverträglichkeiten. Das ist was Christsein ausmacht.

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