Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Löffellisten
GettyImages/Rawpixel

Löffellisten

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
Beitrag anhören:

Karin Schmidtbauer ist 33 Jahre alt und kerngesund. Sie hat sich aber schon genau Gedanken gemacht, was sie alles noch tun möchte, bevor sie stirbt: Im teuersten Hotel der Welt übernachten und Leonardo di Caprio einmal zum Kaffee treffen.

Was möchte man noch tun, bevor man stirbt?

Auch Holger Maas, 46 Jahre alt, hat eine solche Liste angelegt. Ganz oben steht bei ihm: Einen Elefanten waschen. 

Woher ich das weiß? Die beiden haben das ins Internet gestellt auf eine sogenannte „Bucket List“. Tausende solcher Listen finden sich dort. Sie heißen Bucket-List oder auf Deutsch: Löffelliste. Darauf stehen Dinge, die Menschen tun wollen, bevor sie den Löffel abgeben. Das klingt witzig, hat aber einen ernsten Hintergrund: Menschen setzen sich bewusst damit auseinander, dass ihr Leben begrenzt ist.

Bedenken, dass wir sterben müssen

Ich muss dabei an ein Gebet aus der Bibel denken. Es steht in einem Psalm: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90,12)

Für mich bedeutet das: Mein Leben endet irgendwann. Klug ist es, sich darüber Gedanken zu machen, was ich bis dahin noch gern machen würde. Daher verstehe ich diejenigen auch, die ihre Wünsche aufschreiben und die an ihrer Erfüllung arbeiten, anstatt sie immer nur auf später zu verschieben.

Die Erfüllung dieser Wünsche ist kein Kriterium für ein gelungenes Leben

Deshalb habe ich für mich auch eine Löffelliste aufgestellt: Nochmal einen Marathon unter vier Stunden laufen und auf dem Fahrrad durch Bali radeln. Ob ich das beides verwirkliche? Kann sein. Wäre auch toll. Aber mir ist wichtig: Die Erfüllung dieser Wünsche ist kein Kriterium dafür, ob mein Leben gelungen ist oder nicht.

Für Gott ist jeder Mensch wertvoll

Der Wert meines Lebens hängt nicht daran, ob ich eine Liste abarbeite. Wertvoll wird es durch die Menschen, die mich lieben und die mir zur Seite stehen. Und ich vertraue darauf: Für Gott bin ich ein wertvoller Mensch, egal was ich erreiche. 

Also habe ich auf meine Löffelliste noch einen neuen Punkt geschrieben: Gott dankbar sein für mein Leben.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren