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Was soll ich schreiben?
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Was soll ich schreiben?

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Plötzlich ist für meine Freundin Anna alles anders. Vor 2 Wochen haben wir noch telefoniert und wollten uns mal wieder treffen. Da erzählte Anna von Kopfschmerzen und dass sie zum Arzt müsste. Sie dachte, sie hätte vielleicht Migräne und wollte gern ein Mittel zur Linderung. Sie sagte, sie melde sich wegen eines Treffens, wenn es ihr bessergeht.

Eine schreckliche Diagnose

Doch der Arzt hat sie zum MRT geschickt. Die schreckliche Diagnose: Hirntumor.  Eine andere Freundin hat mir die schreckliche Nachricht erzählt. Glioblastom- ein bösartiger Hirntumor mit wenig Heilungschancen.Wie soll ich auf die Diagnose reagieren? Eine Sms schreiben mit: Tut mir leid?

Was kann in so einer Situation trösten?

Nein, das finde ich völlig unpassend. Lieber eine Karte. Ich schiebe es vor mir her, weil ich dauernd darüber nachdenke: Was soll man jemanden schreiben, der todkrank ist? Da kann ich doch nicht wie sonst: „Viel Kraft für die Untersuchungen“ und „Gute Besserung“ wünschen“. Ich weiß ja gar nicht, ob es noch eine Heilung gibt. Deshalb möchte ich auch nicht schreiben: “Bitte verlier nicht die Hoffnung! Die Medizin ist heute schon so weit!“

Ich frage mich: Gibt es da irgendetwas, was tröstet? Lange kaue ich schon auf meinem Füller rum. Der Druck lastet auf mir, auch gerade als Pfarrerin was Christliches oder Frommes zu schreiben.

Es ist schwer sich in einen Menschen zu versetzen, der eine lebensbedrohende Krankheit hat

Was würde mir in einer solchen Situation helfen? Aber ich kann mich nicht in die Lage eines Menschen versetzen, der weiß, dass er eine lebensbedrohliche Krankheit hat.

Deshalb entscheide ich mich dies zu schreiben: „Ich denke an dich und ich bete für dich. Und ich bin für Dich da, wenn Du mich hören, sprechen oder sehen möchtest“. Mehr kann und will ich nicht schreiben. Und gerade stelle ich mir vor: Mehr möchte ich von anderen in einer solchen Situation auch nicht hören.

Nur das: Da denkt wer an mich: Meine Freundin, und Gott auch. Ich glaube, für mich wäre das tröstlich.

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