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Euer Ja sei ein Ja
Bild: Methawee Krasaeden/Pixabay

Euer Ja sei ein Ja

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Im Matthäus-Evangelium gibt es einen Satz, der mich beeindruckt. Dort sagt Jesus: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein.“ (Mt 5,37)

Ich mag diesen Satz, weil er so auf Klarheit aus ist: Ein Ja oder Nein, ein klarer Gegensatz. Wie schwarz oder weiß. Entweder - oder. Keine Graustufen, kein Dazwischen, sondern Klarheit, Entschiedenheit und Eindeutigkeit. Wenn etwas klar und eindeutig ist, dann macht mir das das Leben leichter, denn ich weiß, woran ich bin. Klarheit bringt etwas auf den Punkt, verhandelt nicht und ist absolut.

Und gleichzeitig finde ich die Aufforderung, entschieden zu meinem Ja oder Nein zu stehen, sehr schwierig. Eine Meinung oder Haltung auch bei Gegenwind treu und verlässlich zu vertreten, kann sicher auch eine Herausforderung sein. Wie schnell kann dann aus dem klaren Ja oder Nein ein sehr unklares Jein werden.

Ja oder Nein? Beides braucht einen Denkprozess

Mir geben die Worte Jesu zu denken. Ein Ja oder Nein sollte ich nicht vorschnell aussprechen. Für ein klares Ja oder Nein braucht es einen Prozess, der meiner Entscheidung vorangeht. Ich muss mir Zeit nehmen, nachdenken, Informationen einholen, die Dinge vielleicht eine Weile einfach mit mir gehen lassen und dann mit etwas Abstand noch einmal draufschauen. Es ist klug, erst dann zu urteilen und mich für Ja oder Nein zu entscheiden.

Mich klar zu entscheiden, heißt für mich in erster Linie nicht, dass ich starr eine extreme Meinung vertrete, weil ich eben ein Extrem wähle. Für mich heißt es vielmehr, dass ich mich mit meiner Haltung auseinandersetze und mir darüber klar werde, warum ich gerade diese Position vertrete. Und dann muss das Ergebnis nicht zwangsläufig Ja oder Nein sein, sondern darf auch irgendwo dazwischen stehen. Denn ich glaube, dass es nicht darum geht, zu allem eine Meinung zu haben. Vielmehr ist es sinnvoll, sich mit den Dingen auseinander zu setzen. Wenn ich ernst nehme, wie komplex die Welt sein kann, dann darf ich mir auch eingestehen, dass es mir mal zu viel wird und ich nicht auf alles eine Antwort haben kann. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es um ethische Fragestellungen geht; wenn über Waffenlieferungen in Kriegsgebiete oder Sterbehilfe diskutiert wird.

Ich glaube nicht, dass eine solche Verunsicherung schlechter ist. Sie zeigt mir nur, dass ich das Ringen um Antworten und Lösungen ernst genommen habe. Die Entwicklung, die auch auf dem Weg dorthin erlebt habe, ist dann selbst ein wertvoller Bestandteil meiner Lösungsfindung. Und dann ist die Suche nach einer Antwort vielleicht schon genauso viel wert wie die Antwort selbst.

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