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Kästner als „Kompass“
Bild: Pixabay

Kästner als „Kompass“

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Erich Kästner hätte heute Geburtstag. Der berühmte Autor ist ja schon vor rund 50 Jahren verstorben. Aber seine Texte begleiten mich bis heute. Als Kind hab ich – wie viele andere auch – begeistert seine Kinderbuchklassiker gelesen: „Emil und die Detektive“ oder „Pünktchen und Anton“. Später hab ich fasziniert entdeckt: Kästner hat sehr viele Texte für Erwachsene geschrieben, die genauso zeitlos sind. 

„Es gibt nichts Gutes. Außer: Man tut es.“ 

Vor ein paar Tagen ist mir einer von den „Erwachsenen-Texten“ wieder mal eingefallen. Und geht mir seitdem immer wieder durch den Kopf. Es ist ein ganz kurzer gereimter Sinnspruch mit dem Titel „Moral“. Und er lautet schlicht und einfach so: „Es gibt nichts Gutes. Außer: Man tut es.“ 

Das Mini-Gedicht besteht ja nur aus acht Worten. Und keines von ihnen springt mich ganz dreist und herausfordernd an. Etwa als direkte Anrede. Oder gar als Befehl. Im Grunde geht es ja nur um allgemeine Informationen zum Thema „Gut-Sein“. Aber seltsamerweise fühl ich mich trotzdem jedes Mal im besten Sinn des Wortes wachgerüttelt, wenn ich an den Text denk. Denn ich merke dann jedes Mal: Wenn ich anderen helfen möchte, kommt es auf das Tun an. Und nicht auf warme Gedanken. Und schöne Vorsätze. 

Das hab ich mir schon lange vorgenommen

Wenn ich selbstkritisch mein Verhalten im Alltag anschaue, verstehe ich das kleine Gedicht so: Einfühlungsvermögen und Planung sind ja schön und gut. Aber wenn es um die Umsetzung geht, hakt es oft gewaltig. Schon seit Monaten möchte ich zum Beispiel mal wieder eine Verwandte besuchen, die eine halbe Autostunde von mir entfernt im Pflegeheim lebt. Und wo ich schon beim Thema „Autostunde“ bin:  Wann fange ich endlich an, konsequenter Bus und Bahn zu benutzen? Das hab ich mir auch schon lange vorgenommen. 

Auch kleine Taten zählen

„Es gibt nichts Gutes. Außer: Man tut es“: Das Kästner-Gedicht sagt für mich klipp und klar: Auch kleine Taten zählen. Hauptsache ich tu sie auch wirklich. Und belasse es nicht bei gut gemeinten Gedankenspielen. Deshalb möchte ich den Kästner-Text jetzt einfach mal als Kompass für den Alltag nutzen. Zum Beispiel endlich mal wieder meine Verwandte im Heim besuchen. Und das am besten per S-Bahn.

 

 

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