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Hamlet und mein Handy
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Hamlet und mein Handy

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vor kurzem hab ich von einem seltsamen Theatervorfall gelesen: Er hat vor einer Weile in einer Londoner Aufführung für Wirbel gesorgt. Und das mitten im Monolog „Sein oder Nichtsein“. Also der berühmtesten Stelle in Shakespeares Drama Hamlet. An diesem Abend stellt Hamlet-Darsteller Andrew Scott von der Bühne aus fest: Während er seinen Text vorträgt, kramt ein Zuschauer sein Laptop raus. Und beginnt, Mails zu checken. 

Er tippt munter vor sich hin

Scott ist ein absoluter Profi. Durch viele Filme weltweit bekannt. Aber jetzt verliert er die Fassung. Und stoppt den Vortrag. Obwohl das Bühnenteam dringend bittet: „Mach weiter!“. Nur den Laptop-Nutzer lässt das Chaos kalt. Er tippt munter vor sich hin. Und hört erst auf, als die Sitznachbarin klarstellt: Nur wegen ihm geht seit ein paar Minuten gar nichts mehr. Shakespeare tritt auf der Stelle. Erst als das Laptop-Geklacker endlich verstummt, fährt Scott mit seinem Monolog fort. Aber dieses dreiste Verhalten findet er bis heute ziemlich verstörend. Das hat er in einem aktuellen Interview betont. 

Es ist gar nicht so viel anders

Als ich das gelesen hab, hab ich über den Laptop-Rüpel bloß den Kopf geschüttelt. Seitdem hab ich aber immer wieder mal über die Sache nachgedacht. Und mir ist jetzt klar: Mein Umgang mit dem Handy ist manchmal gar nicht so viel anders. Auch wenn ich nicht so drastisch gegen soziale Regeln verstoße. 

Es ist einfach nur unhöflich

Denn wenn ich ehrlich zu mir bin: Ich hab den Reflex, die neuesten Handynachrichten checken zu müssen, längst nicht so im Griff, wie das gut wäre. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich bei einem gemütlichen Fernsehabend mit der Familie nach dem Handy greife. Oder dass ich in einer Arbeitspause gleichzeitig esse und Mails checke. Besonders peinlich find ich es, wenn ich mich mit jemandem unterhalte und plötzlich merke: Ich hab das das verflixte Ding schon wieder in der Hand! Ich find: In so einer Situation bin ich kein geschickter Multitasker. Sondern einfach unhöflich. 

Auf die reale Welt zu konzentrieren

Weniger aufs Handy schauen, mehr in die Gesichter der Leute: Ich hab mir das jetzt besonders für die Fastenzeit vorgenommen, die ja gerade begonnen hat. So gesehen hilft mir der Gedanke an die Hamlet-Aufführung, mein eigenes Handy-Verhalten unter die Lupe zu nehmen. Und mich auf die ganz reale Welt um mich herum zu konzentrieren.        

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