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Hass und Hetze widersprechen
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Hass und Hetze widersprechen

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Anmoderation: Eine neue Studie[1] bringt es an den Tag: Nahezu jeder Zweite wurde schon einmal online beleidigt. Der Hass bezieht sich häufig auf politische Ansichten oder das Aussehen eines Menschen. Die Folge dieser Einschüchterung: Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung und beteiligt sich seltener an Diskussionen. Rückzug also. Andrea Seeger von der Evangelischen Kirche findet das falsch und möchte ermutigen, einen anderen Weg zu gehen.

Die Debattenkultur im Netz ist oft aggressiv, verletzend und hasserfüllt, das bescheinigt eine neue Studie. Vor allem Rechtsextreme verbreiten Hass und Desinformation. Aber nicht nur die. Das Netz bietet vielen Menschen eine Arena, in der sie andere niedermachen können – und das sogar weitgehend anonym.

Hasskommentare gegen eine Sportlerin

Das hat die Biathletin Janina Hettich-Walz gerade erlebt: Am Mittwoch gewann sie eine Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft, der bisher größte Erfolg ihrer Karriere. Nach dem Sieg nahm sie ihr Mobiltelefon in die Hand, um all die Glückwünsche zu lesen, auch in den Sozialen Medien. „Das war ein guter Tag“, sagt sie. Anders als in den Tagen vorher. Da hatte sie sich aus dem Netz ferngehalten. Denn sie war die vielen negativen Kommentare leid, die zum Teil unter die Gürtellinie gingen. Die gab es, weil andere befanden, sie sei nicht schnell genug unterwegs. Die Enttäuschung darüber haben sie in Hasskommentaren rausgelassen.

Kommentare melden hilft

Versteckt, in der Anonymität des Internets, lässt es sich gut hetzen. Aber es gibt Hoffnung: Betroffene haben im vergangenen Jahr viel mehr Hassbotschaften gemeldet, sodass die Betreiber der sozialen Netzwerke dagegen vorgehen müssen. Das ist gut: Die Verursacher sollen zur Rechenschaft gezogen werden. Denn was sie tun, ist schändlich. Aber nicht jeden verletzenden Kommentar löschen die Betreiber wirklich.

Wir müssen uns dem Hass entgegenstellen

Deshalb kommt es auch auf alle anderen an, die im Netz unterwegs sind. Die den Hass dort nicht hinnehmen wollen. Die stattdessen auf Dialogfähigkeit setzen und auf eine gute Streitkultur. Die gehört für mich zu dem, was unsere Gesellschaft ausmacht. Und auch zu dem, was meinen Glauben ausmacht. Ich bin Christin. Ich glaube daran, dass jeder Mensch eine Würde hat, die es zu bewahren gilt. Vor Gott ist jeder Mensch wertvoll – keiner darf mit Hass überschüttet werden.

Und das gilt es dann auch kund zu tun im Netz. Also: Sich dem Hass entgegenstellen, widersprechen, kommentieren – auch wenn es mühsam ist. Diesen Raum nicht denen überlassen, die beleidigen und hetzen. Wir anderen sind die Mehrheit. Wir müssen es nur mehr zeigen.


[1]kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/lauter-hass-leiser-rueckzug/

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