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Karma
Bild: Pixabay / Ralf Designs Text: Christine Jäger

Karma

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Ich suche nach einem Geschenk und betrete einen Laden. An einem Regal mit bunten Kaffeetassen bleibt mein Blick hängen. Auf einer ist ein meditierendes Faultier abgebildet. Über ihm steht der Spruch: „Keep calm and let Karma finish it“ – Bleib ruhig und lass es das Karma zu Ende bringen. 

Woher der Begriff Karma stammt

Der Begriff Karma stammt aus dem Hinduismus. Hindus glauben an die Wiedergeburt. Nach dem Tod wandert die Seele in einen neuen Körper. Was für ein Körper das ist, ob der eines Menschen, eines Tieres oder einer Pflanze hängt vom Karma ab. Ich stelle mir Karma wie eine fremde Währung vor. Ich zahle sie auf ein imaginäres Konto ein und muss darauf achten, das Konto im Plus zu halten. Gute Taten erzeugen gutes, Sünden schlechtes Karma. Je mehr Karma ich ansammle, desto näher komme ich der Erlösung. 

Schlechte Taten haben Konsequenzen 

Die Aufschrift auf dem Kaffeebecher zeigt: Der Begriff hat sich verselbständigt. Er ist in der Alltagssprache angekommen. Das Schlechte, das jemand tut, kommt wie ein Boomerang zu ihm zurück – und zwar bereits in diesem Leben, nicht erst wie bei den Hindus im nächsten Leben. Ich persönlich glaube nicht an Karma, aber natürlich möchte auch ich Gutes tun. Und wenn mir das nicht gelingt, wenn ich Fehler mache oder schuldig werde, muss ich dafür einstehen und die Verantwortung übernehmen. Ich entschuldige mich und bitte um Verzeihung. Manchmal dauert das etwas länger. Manchmal müssen andere mich erst darauf bringen. Aber es ist nie zu spät, Fehler einzugestehen, falsche Worte oder schlechte Taten zu bereuen und sich zu ändern. 

Den Himmel kann ich mir nicht verdienen

Zum Glück gibt es im christlichen Glauben kein Plus- und Minuskonto, das am Ende über mich entscheidet. Den Himmel kann ich mir nicht verdienen. Aus Liebe nimmt Gott mich so an, wie ich bin. Erst kommt die Erlösung, dann die guten Taten. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – stellt Jesus ins Zentrum seiner Predigt. Darum würde ich den Spruch auf dem Kaffeebecher an einer Stelle etwas abwandeln. Statt Karma stünde dort: Keep calm and let love finish it.

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