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Dir zum Segen
Bild: Pexels / Anna Shvets

Dir zum Segen

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Am Nachbartisch sitzen zwei ältere Damen. Der Tisch vor ihnen ist reich gedeckt. Ein üppiges Frühstück, Kaffee und zwei Sektgläser stehen vor ihnen. Eine der beiden hat offenbar Geburtstag. Sie bekommt von ihrer Freundin ein Geschenk überreicht. Dann erhebt sie ihr Glas und sagt: „Dir zum Segen!“ Sie stoßen an und trinken und ich lächle. Dieser Trinkspruch klingt etwas aus der Zeit gefallen. Aber der Wunsch kommt von Herzen. 

Segen in Gottesdienst und bei Kasualien

Mit Segen verbinde ich Worte und Zeichen. Ein Gottesdienst endet mit dem Segen. Das Taufkind wird gesegnet und bekommt ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Jugendliche werden im Konfirmationsgottesdienst gesegnet und ihnen dazu die Hände auf den Kopf gelegt. Paare treten vor den Traualtar und bekommen den Segen zugesprochen. Verstorbene werden gesegnet und Gott anvertraut. Mit dem Segen beginnt das Leben. Mit dem Segen endet es. 

Segen wirkt auch in den Alltag hinein

Doch der Segen ist mehr als ein kirchliches Ritual. Er gehört nicht nur zum Gottesdienst. Segen wirkt in den Alltag hinein. Wer mit dem Segen Gottes rechnet, lebt in dem Bewusstsein: Ich verdanke mein Leben Gott. So steht es ganz am Anfang der Bibel: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bild, und er schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie (1. Mose 1,28)“. Bevor der Mensch ihn sich verdienen kann, bekommt er den Segen Gottes zugesprochen, einfach so. 

Segen eröffnet neue Dimensionen

Die Dame am Nachbartisch hätte auch mit anderen Worten auf das neue Lebensjahr ihrer Freundin anstoßen können – zum Beispiel mi guten Wünschen wie Gesundheit, viel Freude und Glück. Aber sie sagt nur: Dir zum Segen! Und mir wird klar: In dem Wort Segen ist bereits alles gesagt. Segen meint erfülltes Leben. Und noch mehr. Segen eröffnet mir eine Dimension, die über meine besten Wünsche hinausgeht. 

Mein Leben - ein Geschenk Gottes

Ich spüre: mein Leben verdanke ich einem anderen. Gott schenkt mir, was ich mir selbst nicht geben kann: Inneren Frieden und Einklang mit mir selbst, mit anderen und mit Gott. Dir zum Segen! Mehr Gutes können wir einander nicht wünschen.

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